Ringen um Waffenruhe in Nahost - Kämpfe im Gazastreifen
Gaza/Jerusalem (APA/Reuters/AFP/dpa) - Das Ringen um eine Waffenruhe in Nahost nimmt kein Ende. Die radikalislamische Palästinenserorganisat...
Gaza/Jerusalem (APA/Reuters/AFP/dpa) - Das Ringen um eine Waffenruhe in Nahost nimmt kein Ende. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas erklärte am Sonntag, nun doch einer 24-stündigen Feuerpause zustimmen zu wollen, nachdem sie diese anfangs abgelehnt hatte. Zuvor hatte Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen wieder aufgenommen, da die Hamas trotz des Angebots einer Waffenruhe weiter Raketen auf Israel gefeuert hatte.
Als Reaktion auf eine Intervention der Vereinten Nationen und in Anbetracht der Lage unserer Bevölkerung sowie aus Anlass des Endes des Fastenmonats sind alle Fraktionen des Widerstands übereingekommen, eine 24-stündige Feuerpause zu unterstützen“, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri am Sonntag. Diese solle am Sonntag um 13.00 Uhr MESZ beginnen. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv erklärte, die politische Führung Israels müsse nun über das weitere Vorgehen entscheiden.
Israelische Panzer und Artillerie nahmen am Sonntagvormittag wieder mehrere Ziele in dem Küstenstreifen am Mittelmeer unter Beschuss, Bewohner des Gazastreifens berichteten von schwerem Gefechtslärm aus Richtung Gaza-Stadt. Bei den Kämpfen wurden nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte drei Menschen getötet.
Am Vorabend hatte Israel eine zwölfstündige humanitäre Waffenruhe anfangs um vier Stunden und danach auf Wunsch der UNO um weitere 24 Stunden bis Sonntagmitternacht (23.00 Uhr MESZ) verlängert. Die Hamas hatte dies jedoch unter Verweis auf die weiter im Gazastreifen präsenten israelischen Panzer sowie die fortgesetzten Angriffe Israels auf das Tunnelsystem der Hamas im Grenzgebiet abgelehnt.
Über dieses soll die Hamas nach israelischen Angaben einen verheerenden Anschlag auf israelische Zivilisten geplant haben. Geheimdienstminister Yuval Steinitz bestätigte am Sonntag entsprechende Medienberichte. Demnach hätte die radikale Palästinenserorganisation am jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashana im September Hunderte bewaffneter Kämpfer durch mehrere Tunnel gleichzeitig auf israelisches Gebiet zu schicken wollen. Sie sollten dort so viele Menschen wie möglich töten oder in den Gazastreifen verschleppen, hieß es. Die Informationen, die sich nicht unabhängig überprüfen ließen, basierten auf den Aussagen von Hamas-Mitgliedern, die die israelische Armee während der Offensive im Gazastreifen festgenommen habe.
Seit der einseitigen Verlängerung der Feuerpause feuerte die Hamas nach israelischen Angaben 25 Raketen auf Israel, darunter auf Städte wie Tel Aviv oder Ashkelon. Die Kampfhandlungen zwischen Israel und der Hamas gingen am Sonntag in den 20. Tag. Dabei wurden bisher nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte 1.060 Palästinenser getötet und rund 6.000 verletzt. Auf israelischer Seite starben 43 Soldaten sowie drei Zivilisten.
Die Feuerpause am Samstag hatten zahlreiche Menschen in Gaza dazu genutzt, um ihre Vorräte aufzustocken, zugleich wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung in dem dicht besiedelten Küstengebiet sichtbar: Wie die palästinensischen Rettungskräfte mitteilten, wurden 147 Leichen aus den Trümmern der bei den israelischen Angriffen zerstörten Häuser geborgen, die allermeisten davon Zivilisten. Vielerorts bot sich ein Bild der Zerstörung, ganze Wohnblöcke lagen in Schutt und Asche.
Angesichts des Ausmaßes der Gewalt forderten die Außenminister der USA, Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens, Italiens, Katars und der Türkei bei einer Konferenz in Paris gemeinsam ein Ende des Blutvergießens. Der französische Außenminister Laurent Fabius sagte, sie wollten so schnell wie möglich einen dauerhaften Waffenstillstand erreichen, der Israels Bedürfnis nach Sicherheit und dem Bedürfnis der Palästinenser nach sozio-ökonomischer Entwicklung entspricht. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte eindringlich nochmals alle Beteiligten auf, eine siebentägige Waffenruhe auszurufen.