Nahost-Konflikt - „In einer anderen Welt“
Gaza (APA/AFP) - „Eine andere Welt“ nur einen Steinwurf von ihrem Heimatland entfernt: Im aktuellen Gaza-Konflikt nimmt die israelische Arme...
Gaza (APA/AFP) - „Eine andere Welt“ nur einen Steinwurf von ihrem Heimatland entfernt: Im aktuellen Gaza-Konflikt nimmt die israelische Armee entgegen früherer Gepflogenheiten Medienvertreter mit in die Kampfzone. Sogenannte eingebettete Journalisten gab es im bewaffneten Konflikt des Jahres 2006 nicht.
Damals wurden fast ausschließlich Armeeerklärungen publiziert, was für Unmut sorgte. In der nächsten Auseinandersetzung in den Jahren 2008 und 2009 nahm das Militär vereinzelt Journalisten mit in den Einsatz, generell blieb der Gazastreifen aber für Medienvertreter geschlossen.
„Weniger als einen Kilometer von Israel entfernt sind wir bereits in einer anderen Welt“, eröffnet der Fernsehjournalist Alon Ben David nun seine Reportage aus dem Palästinensergebiet. Er trägt eine schusssichere Weste, hinter ihm ist die Ruine einer zerstörten Moschee zu sehen. Die Stelle ist zu großen Teilen von Sand bedeckt, aus dem die Reste einer Kuppel aus Beton herausragen. Die materiellen Schäden der israelischen Offensive werden so deutlich sichtbar.
Keinen Kontakt haben die eingebetteten Journalisten naturgemäß mit Palästinensern im Gazastreifen. „Es gibt hier keine Bewohner mehr, nur Vieh von den Höfen, das die Soldaten hin und wieder zu tränken versuchen“, berichtet der verteidigungspolitische Korrespondent der Tageszeitung „Haaretz“, Amos Harel, aus dem Gazastreifen. Traditionell steht das Blatt der Opposition in Israel nahe und der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kritisch gegenüber.
Für den Militärexperten des zweiten israelischen Fernsehsenders, Roni Daniel, ist vor allem klar, dass die Armee frühere Fehler nicht wiederholen will. Im Jahr 2006 seien der Bevölkerung nur „Kommandeure hinter ihren Plasmabildschirmen“ gezeigt worden, kritisiert er. Die Mitnahme von Journalisten in den Gazastreifen bietet nun andere Einblicke, wenn auch keine umfassenden.
In den Trümmern eines palästinensischen Hauses sagt etwa ein Journalist zu einem Soldaten, der gerade Mais aus einer Konservendose isst: „Nur die Ruhe, wenn Du hier rauskommst, erwartet Dich jede Menge Essen.“ Die Antwort des Soldaten lautet: „Wenn wir hier rauskommen.“ Bisher wurden in dem Konflikt mehr als 1.050 Palästinenser, überwiegend Zivilisten, 43 israelische Soldaten und drei Zivilisten aus Israel getötet.