Sommerflirt mit Ablaufdatum
Einige Kirchberger Touristiker flirten ganz offen mit den Nachbarn aus Kitzbühel. Ein Austritt aus dem TVB Brixental und eine Fusion mit Kitzbühel wird aber von beiden Verbänden ausgeschlossen.
Von Harald Angerer
Kirchberg, Kitzbühel –Sommer, Sonne, Sonnenschein – dazu noch eine Sommerliebelei. Doch diese sind meist ebenso schnell vorbei, wie sie kommen. So wohl auch die Liebesbekundungen der Kirchberger mit Kitzbühel. Über 60 Touristiker aus Kirchberg fordern mittels ihrer Unterschrift den Austritt aus dem TVB Brixental und die Fusion mit Kitzbühel. Eine immer wieder auftauchende Liebelei, die aber über einseitiges Flirten nicht hinausgekommen ist.
„Wir wollen den Austritt aus dem TVB Brixental. Die Fusion der Brixentaler Verbände war ein Versuch und man muss einsehen, wenn etwas nicht funktioniert hat“, sagt einer der Initiatoren der Unterschriftenliste Hubert Aschaber. Und auch TVB-Kirchberg-Ortsobmann und gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender des TVB Brixental Paul Steindl macht aus seinen Präferenzen für Kitzbühel keinen Hehl. „Wir wollten schon bei der ersten Fusionierungswelle mit Kitzbühel zusammenkommen, das ist damals aber gescheitert“, sagt Steindl. Im Gegensatz zu Aschaber ist für ihn aber ein Austritt aus dem TVB Brixental kein Muss. „Man wird über alles reden müssen, für mich ist auch eine Fusion des TVB Brixental mit Kitzbühel möglich“, erklärt Steindl.
Zu der Liebschaft gab es kürzlich eine Sitzung mit Kitzbühel-Obfrau Signe Reisch, Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler und Paul Steindl und Kirchbergs Ortschef Helmut Berger. Bei diesem Date sind die Kirchberger aber erneut abgeblitzt. „Nord- und Südtirol sind auch ein Tirol, aber wir legen deshalb ja auch nicht den Landtag zusammen“, sagt es Obfrau Reisch mit einem Gleichnis und auch Kitzbühel-Tourismus-Aufsichtsratsvorsitzender Josef Burger hält nichts von einer Fusion: „Die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden ist sehr gut, ein Zusammenschluss ist für mich kein Thema.“
Rechtlich wäre ein Zusammenschluss möglich. Doch dafür sind für Landeshauptmann Günther Platter klare Voraussetzungen notwendig. „Wir haben aus über 200 Tourismusverbänden in Tirol 34 schlagkräftige Einheiten geschaffen. Wir sind von der Struktur gut aufgestellt. Wenn es vereinzelt Unzufriedenheiten gibt, sind diese in erster Linie vor Ort zu lösen“, sagt Platter auf Anfrage der Tiroler Tageszeitung.
Wenig Freude mit den Fusionierungsbestrebungen hat Landtagsabgeordneter Siegfried Egger, selbst Hotelier in Kirchberg. „Wir haben im nächsten Jahr Neuwahlen im Verband. Wenn wer mit der Arbeit des Verbandes nicht zufrieden ist, soll er sich bei der Wahl stellen. Sonst ist es einfach Stammtischgeschimpfe, das den Verband nicht weiterbringt“, sagt Egger.
Trotz der klaren Aussagen von Seiten der Kitzbüheler wollen Aschaber und seine Mitstreiter weiter an der Forderung zum Austritt aus dem TVB Brixental festhalten. Für ihn steht fest, geografisch und wirtschaftlich passe Kirchberg besser zu Kitzbühel.
Verwundert zeigen sich die Obmänner der Ortausschüsse in Westendorf und Brixen. „Man muss sehen, woher die Forderungen kommen, diese Personen haben keine Funktionen im Verband. Ein Alleingang von Kirchberg ist für uns sicher nicht zu akzeptieren“, sagt der Westendorfer Jakob Lenk und sein Brixner Kollege Johann Beihammer legt nach: „Ich sehe darin eher ein Kirchberger Problem. Der Verband ist gut aufgestellt.“ Für den Obmann des Gesamtverbandes, den Kirchberger Alexander Aigner, ist das eine Liebelei von gestern. „Schon vor der Zwangsfusion der Brixentaler Orte wollte Kirchberg mit Kitzbühel zusammengehen, aber Kitzbühel wollte damals wie heute nicht. Somit ist das Thema erledigt.“