Markt

Österreich unter den EU-Gewinnern

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Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hat der EU-Binnenmarkt Österreich jährlich 280 Euro pro Kopf an Einkommenszuwachs gebracht. Ausbaufähig sind laut Studie der Dienstleistungs- und Arbeitsmarkt.

Gütersloh –Österreich zählt zu den drei größten Profiteuren des EU-Binnenmarktes. Zu diesem Ergebnis kommt eine Berechnung der Prognos AG im Auftrag der wirtschaftsliberal orientierten Bertelsmann-Stiftung. Demnach ließ von 1993 bis 2012 das wirtschaftliche Zusammenwachsen Europas die österreichische Volkswirtschaft jährlich um 2,3 Mrd. Euro steigen. Das entspricht einem Einkommensgewinn von jährlich 280 Euro je Einwohner.

Der EU-Binnenmarkt trat 1993 in Kraft. Sein Fundament ist der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital. Untersucht wurde die Entwicklung von 14 der 15 EU-Kernstaaten (außer Luxemburg). „Die zunehmende europäische Integration hat das Wirtschaftswachstum der beteiligten Länder erhöht“, sagen die Studienautoren. Mit dem jährlichen Einkommensgewinn von 280 Euro je Einwohner liegt Österreich an dritter Stelle. Am stärksten profitiert haben Dänemark mit jährlich 500 Euro je Einwohner und Deutschland mit 450 Euro je Einwohner.

Der EU-Binnenmarkt hat laut Untersuchung besonders jenen Ländern geholfen, die wirtschaftlich sehr eng mit den anderen EU-Ländern verflochten sind. Deutlich weniger vom gemeinsamen Markt profitiert hätten hingegen die südeuropäischen Länder. Der durchschnittliche jährliche Einkommenszuwachs, der dem EU-Binnenmarkt zugerechnet werden kann, liegt laut Studie in Italien bei 80, in Spanien und Griechenland bei 70 und in Portugal bei 20 Euro pro Einwohner. Schlusslicht ist Großbritannien mit zehn Euro – dies allerdings sei Folge der Berechnungsarithmetik sowie auf einen wirtschaftlichen Sondereffekt in Großbritannien im Jahr 1993 zurückzuführen.

Die geringeren Zuwächse in Südeuropa wiederum seien zwar auch durch die Wirtschafts- und Finanzkrise bestimmt, aber nicht alleine der Krise zuzurechnen, meinen die Studienautoren. Begründet seien dort die geringeren Einkommenszuwächse vielmehr „in den mangelnden Integrationserfolgen seit den 1990er-Jahren“, so die Autoren. Griechenland, Portugal und Spanien seien nämlich über die letzten beiden Jahrzehnte hinweg – also auch schon vor der Krise – stets im Schlussfeld zu finden gewesen. Griechenland allerdings sei in der Krise praktisch vom EU-Binnenmarkt abgekoppelt worden. Darum: „Werden lediglich die Werte der Jahre 1992 und 2012 miteinander verglichen, so können alle Länder außer Griechenland dank der europäischen Integration höhere Pro-Kopf-Einkommen erzielen.“

Ausbaufähig sei der europäische Dienstleistungs- und Arbeitsmarkt, stellt die Studie fest. „So machen Dienstleistungen gegenwärtig rund 70 Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts aus, aber nur 20 Prozent des grenzüberschreitenden Handels zwischen den EU-Ländern.“ Thieß Petersen von der Bertelsmann-Stiftung: „Den Menschen muss es leichter gemacht werden, Dienstleistungen auch aus dem Ausland zu beziehen.“ Die Au- toren schlagen vor, Dienstleistungen in der EU besser zu standardisieren und die Dienstleistungsrichtlinie vollständig umzusetzen. Zudem könnten eine unbürokratische Anerkennung von Qualifikationen und Abschlüssen, bessere grenzüberschreitende Informationen über Jobs und eine erleichterte Mitnahme von Ansprüchen in der Sozialversicherung die Arbeitsmo-bilität innerhalb der EU erhöhen. (mas, APA)