Hausbesetzung in Wien-Leopoldstadt 2 - Polizei kämpft mit Barrikaden

Wien (APA) - Die für Montagvormittag angekündigte Räumung eines von Aktivisten besetzten Hauses, der sogenannten Pizzeria Anarchia, in Wien-...

Wien (APA) - Die für Montagvormittag angekündigte Räumung eines von Aktivisten besetzten Hauses, der sogenannten Pizzeria Anarchia, in Wien-Leopoldstadt war gegen Mittag immer noch in vollem Gange. Das Polizeiaufgebot am Einsatzort war mit weit mehr als 1.000 Beamten enorm. Da die Besetzer den Hauseingang massiv verbarrikadiert hatten, gab es für die Exekutive vorerst kaum ein Weiterkommen.

Laut Polizeisprecher Roman Hahslinger waren „sicher nicht weniger als 1.000 Beamte“ im Einsatz, wobei ein Teil der Polizisten in sogenannten Arrestantenwagen in der Prater-Hauptallee für eventuelle Verstärkung bereit stand. Die Einsatzkräfte vor Ort hatten zunächst Schwierigkeiten, sich Zutritt zur besetzten „Pizzeria Anarchia“ zu verschaffen - trotz Einsatzes eines Räumungspanzers. Die Aktivisten hatten den Eingangsbereich offenbar mit Stahlplatten verschweißt.

Aus den Fenstern wurden die Einsatzkräfte von den Aktivisten immer wieder mit Eiern, Federn und Farbe beworfen. Hahslinger zufolge versuchten sich die Demonstranten auch mit Buttersäure gegen die Räumung zu wehren. Gröbere Zwischenfälle gab es bisher nicht. Die Mannstärke der Polizei war jedenfalls beträchtlich. Rund 1.700 Beamte sollen im Einsatz sein, wobei man bei der Polizei diese Zahl nicht offiziell bestätigen wollte.

Die „Pizzeria Anarchia“ war zweieinhalb Jahren besetzt. Damals war den Besetzern vom Hauseigentümer selbst angeboten worden, in die Immobilie kostenfrei für sechs Monate einzuziehen. Vermutliches Ziel: Die vermeintlichen Störenfriede sollten die letzten Mieter des Hauses gewissermaßen hinausekelt, um die Liegenschaft umbauen und gewinnbringend verwerten zu können. Die Neo-Bewohner solidarisierten sich jedoch mit den verbliebenen Stammmietern und blieben nach Ablauf der Halbjahresfrist. Für den heutigen Montag, 10.00 Uhr, wurde schließlich die Durchführung der zuvor richterlich angeordneten Delogierung anberaumt.

Die Sache hat unterdessen auch die Kommunalpolitik erreicht: Georg Prack, Landessprecher der Wiener Grünen, kritisierte am Montag per Aussendung den „überbordenden Polizeieinsatz“, der „in keinem Verhältnis zum Anlass“ stehe. Er ortete in der Causa einen „üblen Fall von Immobilien-Spekulation“, deren Handwerk mit der nunmehrigen Räumung letztlich verrichtet werde.

Paul Hefelle, ÖVP-Bezirksrat in der Leopoldstadt, stellte sich indes hinter die Polizei. Man könne diese nicht zum Sündenbock stempeln. Auch wenn der jetzige Eigentümer das betreffende Haus als Spekulationsobjekt erworben haben sollte, hätten sich die Aktivisten auf den Deal eingelassen. Nun hätten die Besitzer die Räumung vor Gericht durchgefochten und damit sei diese rechtskräftig.