Ukraine-Krise

Österreichische Firmen bangen vor härteren Russland-Sanktionen

Derzeit ist die EU stark von russischen Erdgaslieferungen abhängig. Mit der Ausbeutung von „Zohr“ könnte sich dies ändern. (Symbolfoto)
© REUTERS

Österreichische Unternehmen, die in Russland Niederlassungen haben - darunter auch die zwei Großbanken Raiffeisen und Bank Austria - lehnen die Sanktionen besonders stark ab.

Wien/Moskau - Europaweit sind Aktien von Konzernen unter Druck , die in Russland engagiert sind. Die Sorge vor den Folgen harter europäischer Sanktionen und vor Gegenmaßnahmen sind groß. Welche Firmen, Güter und Verträge im Detail betroffen wären, steht noch in Verschluss-Akten. Auch Österreicher bangen vor dem Freitag, da könnten erste Schritte in Kraft treten. Die Wirtschaft will keinen Wirtschaftskrieg.

Österreichische Unternehmen, die in Russland zusammen 550 Niederlassungen haben - darunter auch die zwei Großbanken Raiffeisen und Bank Austria - lehnen die Sanktionen besonders stark ab. Heimische Firmen haben in den vergangenen Jahren viel Kapital und Geld in ihre Russlandtöchter fließen lassen, in Summe sind sie mit mehr als 8 Mrd. Euro investiert. Zwei Drittel stammen von Banken. Dazu kommt noch ein Mehrfaches an lokalem Geschäft vor Ort.

Platz 10 der wichtigsten Exportländer Österreichs

Mit 3,5 Mrd. Euro Exportvolumen ist der riesige Markt Russland erst letztes Jahr auf Platz 10 der wichtigsten Ausfuhrländer der Österreicher aufgerückt. In den ersten Monaten 2014 ist der Export allerdings schon spürbar zurückgegangen. Stark gelitten hat auch die Touristik, kaufkräftige Russen lassen als Gäste schon aus: Im ersten Halbjahr kamen heuer gut 12 Prozent weniger als voriges Jahr.

Zu den großen Konzernen mit Milliardengeschäft in und mit Russland zählen aus Österreich neben den Banken die Energiefirmen (OMV, Econgas) sowie Öl/Gasindustrie-Zulieferer wie Schoeller Bleckmann, CAToil und auch die Stahlindustrie - allen voran die voestalpine. Auch Strabag, Andritz, RHI oder Mayr-Melnhof füllen ihre Auftragsbücher mit Aufträgen aus Russland.

Österreichische Firmen wären von härteren Sanktionen, wie sie gerade beraten werden, ausgesprochen hart betroffen, heißt es bei der Wirtschaft. Ein riesiges Problem täte sich auch bei der Exportfinanzierung und im Akkreditivgeschäft auf.

Selbst erste Zusicherungen von Brüssel, der Gassektor wäre von den Sanktionen ebenso ausgenommen wie Altverträge bzw. „bestehende Verträge“, würde keine Entwarnung für große Zulieferer bedeuten: Denn Bleche und Rohre für die Gaspipelines sind üblicherweise auch für die Ölindustrie verwendbar („Dual Use“).

Auch von Waffenexportschranken nach Russland wären nicht bloß große internationale Rüstungskonzerne betroffen. „Dual Use“ gilt, wie es heißt, auch hier, etwa bei ziviler und militärischer Nutzung. Das träfe in Österreich auch praktisch sofort kleine Büchsenmacher.

Auf beiden Seiten nur Verlierer?

Die „Financial Times“ und Reuters haben vorige Woche von möglichen Geld- und Kapitalverkehrsbeschränkungen gegen Großbanken berichtet, was die Sberbank, VTB, Rosselkhozbank und VEB träfe, die voriges Jahr die Hälfte ihrer Gelder auf dem europäischen Markt aufgenommen hätten. Sollte ihnen der Zugang zum europäischen Kapital- und Geldmarkt beschnitten werden, träfe dies vor allem auch die Wiener Europa-Zentralen Sberbank Europe und VTB Austria.

Österreichs Banker wurden zuletzt nicht müde davor zu warnen, dass Wirtschaftssanktionen auf beiden Seiten nur Verlierer hinterließen. Die Ratingagentur Fitch hat Russland-Sanktionen bereits im Frühjahr als eine Gefahr für österreichische Banken ausgemacht. Raiffeisen Bank International (RBI) und Bank Austria sind im Verhältnis zu ihrer Größe am stärksten mit Krediten in Russland vertreten. Das Russland-Geschäft war im heurigen ersten Quartal immer noch der größte Ergebnisbringer der RBI. (APA)