Riesenpolizeiaufgebot bei Räumung der Wiener „Pizzeria Anarchia“
Wien (APA) - Die Räumung der „Pizzeria Anarchia“, die in einem besetzten Haus in Wien-Leopoldstadt untergebracht ist, hat sich am Montag in ...
Wien (APA) - Die Räumung der „Pizzeria Anarchia“, die in einem besetzten Haus in Wien-Leopoldstadt untergebracht ist, hat sich am Montag in einen nur zäh voranschreitenden Rieseneinsatz der Polizei verwandelt. Mit rund 1.700 Mann, einem Räumpanzer, Rammen und Wasserschläuchen versuchte man den Barrikaden der Aktivisten zu Leibe zu rücken. Mehr als 30 Sympathisanten vor der Pizzeria wurden vorerst abgeführt.
Seit 5.00 Uhr früh galt eine Platzsperre, der Einsatz der Polizisten - unter denen auch Sondereinheiten wie die WEGA sind - begann kurz vor 10.00 Uhr. Vor allem die scheinbar in tagelanger Arbeit angefertigten Barrikaden der Aktivisten stellten die Einsatzkräfte dabei vor Probleme. Nachdem die Türe in mühsamer Schneidearbeit geöffnet werden konnte, waren die Beamten am frühen Nachmittag vor allem damit beschäftigt, den angehäuften Sperrmüll zu beseitigen.
Die Aktivisten reagierten auf die Räumungsversuche mit Gegenmaßnahmen: Sie bewarfen die Polizisten mit Eiern, Federn und Farbe. Die Polizei antwortete mit Wasserschläuchen. Laut Angaben der Polizei versuchten sich die Demonstranten auch mit Buttersäure gegen die Räumung zu wehren. Auch von aus dem Fenster urinierenden Besetzern wurde berichtet. Zu gröberen Zwischenfällen ist es bis jetzt jedoch nicht gekommen.
Ein Abschluss der Räumung war vorerst nicht absehbar. Man hoffe, den Einsatz noch heute zu beenden, so ein Sprecher. Allerdings wurden bereits erste Sympathisanten der Aktivisten abgeführt: Rund 30 Menschen droht eine Strafe wegen Verwaltungsübertretung. Die Polizei wollte die Mannstärke von insgesamt 1.700 Beamten nicht bestätigen. Sie sprach im Gegensatz von „alternierend ca. 400 Beamten“, die in der Mühlfeldgasse im Einsatz seien.
Die „Pizzeria Anarchia“ war zweieinhalb Jahren besetzt. Zuvor war den Besetzern vom Hauseigentümer selbst angeboten worden, in die Immobilie kostenfrei für sechs Monate einzuziehen. Vermutliches Ziel: Die vermeintlichen Störenfriede sollten die letzten Mieter des Hauses gewissermaßen hinausekelt, um die Liegenschaft umbauen und gewinnbringend verwerten zu können. Die Neo-Bewohner solidarisierten sich jedoch mit den Stammmietern und blieben nach Ablauf der Halbjahresfrist.
Die Räumungsaktion sorgte auch auf kommunalpolitischer Ebene für Debatten. Während die Grünen den „überbordenden“ Polizeieinsatz kritisierte, stellte sich die FPÖ demonstrativ hinter die Exekutive. Die „Brigadestärke“ sei erforderlich, um die „Anarchos des schwarzen Blocks“ zu entfernen. Auch ÖVP-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch dankte der Polizei „für ihren Einsatz im Sinne des Rechtsstaates“. Die gerichtlich angeordnete Räumung müsse von den Besetzern akzeptiert werden. Auch in den sozialen Medien a la Twitter wurde das Großaufgebot heftig diskutiert - u.a. deshalb, da der Twitter-Account der Aktivisten zuletzt gesperrt wurde.