Ein Gefühl bekommt ein Gesicht

Von Christiane Fasching

Mutters –Die Ente faucht. Und brummt. Und quietscht. Dann streikt der in die Jahre gekommene Citroën 2CV und hinterlässt beißende Abgase, die Richtung Robert Palfrader ziehen, der am Waldrand vom Mutterer Ortsteil Raitis steht und eine Pause einlegen muss. Wie der Rest des deutschen Filmteams, das Anfang Juli seine Zelte in Tirol aufgeschlagen hat. Um einem Gefühl ein Gesicht zu geben.

Thomas Raab verfolgt das Geschehen am Set mit leuch­ten­den Augen. Für den Krimi-Autor wird ein Traum wahr: Willibald Adrian Metzger, der Held seiner sechsteiligen Krimi-Reihe, existiert bald nicht mehr nur zwischen zwei Buchdeckeln. Dem Restaurator, der seit 2007 über Mordfälle stolpert, werden Beine gemacht. Im Auftrag der ARD-Degeto, einer ARD-Tochtergesellschaft, erobert der Metzger im kommenden Jahr das deutsche Patschenkino. Und sieht dabei aus wie ein österreichischer Kaiser. Als Robert Heinrich I. hat sich Robert Palfrader hierzulande einen Namen gemacht, als Willibald Adrian Metzger soll der 45-Jährige nun auch den deutschen Markt erobern. Autor Raab, der mit Holger Karsten Schmidt auch die Drehbücher erarbeitet hat, ist mit der Wahl des Hauptdarstellers mehr als zufrieden. Selbst wenn er beim Schreiben nicht an Palfrader dachte. „Der Metzger ist für mich ein Gefühl“, erzählt der Wiener, der stets „ohne konkreten Plan“ ans Werk geht. Dass an diesem Werk nun auch andere Hand anlegen, nimmt er gelassen hin: „Sobald ein Buch veröffentlicht worden ist, gehört es nicht mehr dem Autor.“

Inzwischen hat der 2CV wieder Fahrt aufgenommen. Und kurvt neben einem Papp-Hirsch vor und zurück, bis Regisseur Andreas Herzog zufrieden und die Szene im Kasten ist. Fernsehtauglich werden vorerst zwei Romane – „Der Metzger geht fremd“ und „Der Metzger muss nachsitzen“ – gemacht. Doch schon im kommenden Sommer will das Team nach Tirol zurückkehren, um zwei weitere Teile zu verfilmen. Hauptdarsteller Palfrader freut’s, mit seinem TV-Alter-Ego hat er sich bereits angefreundet – und zwar ohne die Krimis zu kennen. „Ich hab’ mich auf die Drehbücher konzentriert“, erklärt der Schauspieler, der etliche Parallelen zwischen sich und seiner Rolle entdeckt hat. „Metzger ist ein Restaurator, ich bin ein Hobby-Tischler, beide trinken wir gern das eine oder andere gute Glas Rotwein und aus der Ruhe bringt uns auch nichts so schnell. Außerdem war mein Vater Metzger – ich bin also für die Rolle prädestiniert“, lacht der Wiener, dessen Wurzeln in Südtirol liegen. Genauer gesagt in Sankt Vigil in Enneberg, wo er so manchen drehfreien Tag verbracht hat. Allerdings waren es weniger als erhofft – denn parallel zum Metzger-Dreh ist Palfrader auch in Niederösterreich im Einsatz, wo „Altes Geld“, die neue Serie von David Schalko, entsteht. Überschattet wurde das Projekt vom Tod von Gert Voss, der die Hauptrolle innehatte – und nun von Udo Kier ersetzt wurde. Palfrader: „Ich hab’ schon eine Szene mit ihm gedreht. Ein unglaublich netter Kerl, der seine Hollywood-Berühmtheit nicht heraushängen lässt.“

Doch zurück zum Metzger-Dreh, wo sich Produzent Christian Rohde als großer Fan von Thomas Raab outet. Und sich glücklich zeigt, dass er die Filmrechte erwerben konnte: Dass der österreichische Krimi mit österreichischem Hauptdarsteller in Österreich gedreht wird, freut den Deutschen auch. Genauso wie die Tatsache, dass sich der ORF bereits jetzt die Ausstrahlungsrechte gesichert hat.

Finanziell steht das Projekt auf sicheren Beinen: Die ARD-Degeto steckt pro 90-Minüter 1,6 Millionen Euro (brutto) in die Produktion, die Cine Tirol, die zudem an der Location-Suche beteiligt war, investiert 100.000 Euro in den Dreh, bei dem auch Innsbruck ins Bild gerückt wird. Allerdings ohne konkret beim Namen genannt zu werden. Der Fokus soll auf Metzger, sprich Robert Palfrader, liegen – der in Deutschland noch ein nahezu unbeschriebenes Blatt ist. Apropos: Autor Raab denkt schon wieder ans Beschriften der Blätter. Der siebte Metzger-Roman soll im Herbst 2015 erscheinen. Für Gefühls-Nachschub wäre also gesorgt.