Das Outbreak-Virus Ebola - Immer wieder fatale Ausbrüche

Wien/Monrovia (APA) - Derzeit spielt sich in Staaten Westafrikas der bisher größte registrierte Ausbruch an Ebola-Virus-Infektionen ab. Erst...

Wien/Monrovia (APA) - Derzeit spielt sich in Staaten Westafrikas der bisher größte registrierte Ausbruch an Ebola-Virus-Infektionen ab. Erstmals kam es 1976 im Sudan und in der Demokratischen Republik Kongo zu damals parallelen Krankheitswellen. Die Mortalitätsraten betragen bis zu 90 Prozent. Ebola-Viren werden von Tieren auf den Menschen übertragen. Erst dann folgen Infektionsketten von Mensch zu Mensch.

„Das Ebola-Virus gehört zu den sogenannten Filo-Viren. Ihre Erbsubstanz besteht aus RNA. Dazu ist auch das sogenannte Marburg-Virus zu zählen“, erläuterte der Wiener Virologe Franz X. Heinz bereits vor einiger Zeit. Bisher wurden fünf verschiedene Ebola-Virus-Arten unterschieden. Das Bundibugyo Ebola-Virus (BDBV), das Zaire Ebola-Virus (EBOV) und das Sudan-Ebola-Virus (SUDV) haben bisher zu größeren Ausbrüchen in Afrika geführt. Das Reston Ebola-Virus (Philippinen) und das Tai Forest Ebolavirus (China) dürften für den Menschen weniger gefährlich ein. Das Reston-Virus wurde nach einem Ausbruchsort in den USA benannt. Dort wurden Versuche an Affen aus den Philippinen durchgeführt. Der Ausbruch wurde in den 80er Jahren dem Buch und dem Film „Outbreak“ thematisiert.

Bei den Krankheitserregern handelt es sich um lang gezogene, stäbchenförmige Viren. Es gibt immer deutlichere Hinweise darauf, dass sie Reservoirs zum Überleben im Tierreich haben. Von Virologen am häufigsten genannt werden dabei Fledermäuse. Sie stecken wiederum Schimpansen, Gorillas, Antilopen und andere Säugetiere an. Durch die Jagd nach „Bushmeat“ und Kontakt mit kranken oder toten Tieren springt diese Zoonose bei den bisher eher begrenzt vorgekommenen Ausbrüchen auf den Menschen über.

Die Infektion von Mensch zu Mensch erfolgt durch direkten Kontakt über Wunden und Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin, Speichel, Samenflüssigkeit. Kleidung, Bettwäsche, medizinische Geräte etc. müssen nach Kontakt mit Betroffenen als kontaminiert gelten. Unter Menschen kommt es am Beginn oft zu kleinen fokalen (herdförmigen, Anm.) Ausbrüchen, die sich weiter ausbreiten. Betroffen sind zumeist Verwandte der Erkrankten und Pflege- bzw. medizinisches Personal. Die Information über die notwendige Hygienemaßnahmen für Menschen mit möglichem Kontakt zu Infizierten, die frühzeitige Isolierung von Betroffenen und die Ausrüstung und der Gebrauch von Schutzkleidung, Masken etc. im medizinischen Bereich werden für die Eindämmung von Ausbrüchen als entscheidend angesehen.

Die Verbreitung in Afrika erfolgt vor allem durch die schlechten hygienischen Verhältnisse, zum Beispiel in Krankenhäusern, in die Patienten mit hämorrhagischem Fieber aufgenommen werden. Die Ausbrüche verbreiten sich auch über die Teilnahme an Begräbnissen - von Dorf zu Dorf. Wahrscheinlich hat es lokale Ebola-Ausbrüche immer schon gegeben. Doch mit vermehrter Mobilität der Menschen, dem Straßenbau in entlegenen Gegenden und dem Wachstum der großen Städte in Afrika wird die schnelle Übertragung solcher Erkrankungen immer leichter.

Ein Problem liegt darin, dass die Inkubationszeit bis zu 21 Tage betragen kann (ab zwei Tagen) und somit Infizierte in diesem Zeitraum viele andere Menschen anstecken können. Im Falle einer Erkrankung sind die ersten Symptome sehr unspezifisch: hohes Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen und Durchfall. „In dieser Frühphase wird eine Ebola-Erkrankung daher leicht mit anderen Tropenerkrankungen wie Malaria oder Dengue-Fieber verwechselt“, schrieb Heinz vor kurzem.

Im weiteren Verlauf kommt es dann in vielen Fällen zu inneren und Hautblutungen sowie zum hämorrhagischen Fieber mit Multiorganversagen. Stichwort „hämorrhagisches Fieber“: Es handelt sich dabei um die gefährlichste Komplikation von Ebola-, Dengue-Fieber oder ähnlichen Infektionen. Es kommt zu schwersten Gewebe- und Organblutungen. Die Patienten verbluten innerlich und äußerlich. Typisch sind auch Hautblutungen.

Ein potenzieller Ebola-Impfstoff wurden 2006 getestet, bisher aber nicht für die breite Anwendung entwickelt. Eine ursächlich wirkende Therapie gibt es nicht. Die Behandlung von Patienten erfolgt zur Beherrschung der Symptome und Vermeidung von Komplikationen - auch mit intensivmedizinischen Maßnahmen in entsprechend eingerichteten Infektionsabteilungen. 2011 gab es an sich positive Forschungsergebnisse in einem Tiermodell mit monoklonalen Antikörpern zur Prophylaxe oder Therapie von Ebola-Infektionen bzw. -Erkrankungen.

So tragisch Ebola-Ausbrüche in afrikanischen Staaten sind, für Panik oder Beunruhigung abseits der Ausbrüche ist im Grunde kein Platz. Es handelt sich nicht um eine „Reisekrankheit“. Sie wurde bisher auch nie in größerem Ausmaß aus Afrika „exportiert“.

Am nähesten kamen solche Viren Europa bisher durch die Einfuhr von Affen für Tierversuche: Das Marburg-Virus wurde nach einem Ausbruch infolge von Affenimporten nach Deutschland für Tierversuche im Jahr 1967 so benannt. Erkrankungen und Todesfälle unter Beschäftigten eines Pharma-Unternehmens sorgten damals für Alarm.

( Nr. 0906-14)