Die Akteure im Snowden-Drama

Berlin (APA/dpa) - Den Namen von Edward Snowden kennt mittlerweile fast jeder: Der ehemalige US-Geheimdienstler wurde durch seine Enthüllung...

Berlin (APA/dpa) - Den Namen von Edward Snowden kennt mittlerweile fast jeder: Der ehemalige US-Geheimdienstler wurde durch seine Enthüllungen über die Arbeit der NSA und ihrer westlichen Partner weltbekannt. Dabei hatte der Informant zahlreiche Unterstützer. Journalisten und Aktivisten machten die Berichte erst möglich. Einige verließen ihr Heimatland, andere suchen die Öffentlichkeit.

GLENN GREENWALD: Der streitbare Journalist war der erste, an den sich Snowden mit seinen Dokumenten wandte. Greenwald schrieb ein Buch über die Enthüllungen, das zum Bestseller wurde. In dem Werk „Globale Überwachung“ prangert er vehement die Datensammelwut der Geheimdienste an. „Die Tragweite ist das schockierendste“, sagte er der dpa. Die NSA wolle „jedes Telefonat, jede E-Mail, alles Surfen im Internet sammeln“. Konflikte scheut er nicht: Auf Twitter liefert er sich regelmäßig Wortgefechte mit anderen.

LAURA POITRAS: Die Dokumentarfilmerin Poitras ist der stille Gegenpart zu Greenwalds kämpferischen Auftritten. Dennoch hätte es ohne sie die Enthüllungen vermutlich nicht gegeben: Sie hielt sicheren Kontakt zu Snowden, bevor der Geheimdienstler die Journalisten das erste Mal traf. Die Amerikanerin lebt in Berlin, unter anderem weil sie auf Reisen an der amerikanischen Grenze von den Behörden schikaniert worden sei. Sie will in Deutschland bleiben, sagte sie dem deutschen Magazin „stern“: „Ich habe hier nun tiefe Wurzeln.“ Für ihre Arbeit wurde sie mit dem renommierten Henri-Nannen-Preis geehrt.

SARAH HARRISON: Harrison arbeitet für Wikileaks. Sie holte Snowden in Hongkong ab und flog mit ihm nach Moskau, wo beide wochenlang am Flughafen festsaßen. Im November 2013 kam Harrison nach Berlin. „Dort sind Menschen, die ich persönlich seit Jahren kenne“, sagte sie auf einer Journalistenkonferenz im März. „Es gibt viel Unterstützung.“ Sie will vorerst in Deutschland bleiben, weil sie Ermittlungen der Behörden in ihrem Heimatland Großbritannien befürchtet. Sie leitet ein Netzwerk, das sich für Hilfe und Schutz von Informanten wie Snowden einsetzt.

ANATOLI KUTSCHERENA: Der Anwalt, dem ein guter Draht zum Kreml nachgesagt wird, spielte eine Schlüsselrolle in Snowdens Asyl-Bemühungen in Russland. Er half dem Informanten, den Papierkram zu regeln und empfahl ihm auch, die Asylanträge in anderen Ländern fallen zu lassen. Kutscherena gehört zu den bekanntesten russischen Juristen, zu seinem früheren Kunden zählten Promis wie der Filmregisseur Nikita Michalkow - aber auch ein russischer Unternehmer, den US-Behörden als Mafia-Boss angeklagt haben.

WLADIMIR PUTIN: Die Entscheidung, wie lange Snowden in Russland bleiben darf, liegt letztendlich beim russischen Präsidenten. Snowdens Asyl knüpfte Putin öffentlich an eine Bedingung: Er dürfe von Russland aus nichts unternehmen, was den USA schade. Putin nutzte Snowdens Anwesenheit schon einmal geschickt. In einer Frageshow im Fernsehen wurde Snowden zugeschaltet und lieferte dem russischen Präsidenten eine Vorlage, um zu erzählen, dass Überwachung in Russland nur mit gerichtlicher Zustimmung geschehe.