Doch keine Waffenruhe: Hamas dementiert Aussagen der PLO
Der PLO-Generalsekretär hatte von einer 24-stündigen Feuerpause gesprochen. Die Hamas dementierte. Bei einem Treffen in Kairo wollen Vertreter der Hamas, der PLO und des Islamischen Jihad über eine Lösung des Konflikts beraten.
Gaza – DDie israelische Armee hat ihre Angriffe auf den Gazastreifen am Dienstag massiv verstärkt. Von Kriegsschiffen aus, mit Artillerie und aus der Luft wurden zahlreiche Ziele im dicht besiedelten Küstengebiet bombardiert. Die PLO erklärte, die militanten Palästinenserorganisationen seien zu einer 24-stündigen Waffenruhe bereit, die Hamas dementierte dies jedoch.
Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yasser Abed Rabbo, erklärte in Ramallah im israelisch besetzten Westjordanland, die radikalislamische Hamas und der Islamische Jihad hätten einer 24-stündigen „humanitären Waffenruhe“ zugestimmt. Er rief „alle arabischen und internationalen“ Beteiligten auf, die Waffenruhe zu unterstützen und Israel vollständig für die Folgen verantwortlich zu machen, sollte es die Feuerpause ablehnen. Abed Rabbo fügte hinzu, dass die drei Palästinenserorganisationen bereit seien, den Vorschlag der UNO für eine dreitägige Waffenruhe „in einem positiven Geist“ zu prüfen.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas dementierte umgehend die Berichte über eine Waffenruhe. Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri sagte, Abed Rabbo vertrete nicht die Position der Hamas. „Wenn wir eine israelische Verpflichtung mit internationalen Garantien über eine humanitäre Feuerpause bekommen, werden wir sie prüfen“, sagte der Hamas-Sprecher in Gaza. Man könne jedoch nicht „eine einseitige Waffenruhe erklären, während die Besatzungstruppen unsere Kinder töten“. Hamas werde ihre Positionen selbst verkünden, betonte er.
Beratungen in Kairo
Der Vorschlag kam nur wenige Stunden bevor Vertreter der Hamas, der PLO und des Islamischen Jihad nach Kairo reisen sollten um über eine Lösung des Konflikts zu beraten. Nach einer ersten Weigerung hatte die Hamas am Sonntagnachmittag eine 24-stündige Waffenruhe erklärt, die Israel jedoch nicht offiziell akzeptierte. In der Nacht auf Dienstag verstärkte Israel dann seine Angriffe in dem schmalen Küstenstreifen, mindestens 30 Palästinenser wurden dabei getötet. Israels Premier Benjamin Netanyahu hatte zuvor angekündigt, die Offensive erst einzustellen, wenn alle Tunnel der Hamas zerstört sind.
Bei dem nächtlichen Beschuss wurde auch das einzige Kraftwerk in dem Küstenstreifen getroffen. Die Anlage steht in Flammen und ist seither außer Betrieb. Augenzeugen zufolge fiel der Strom aus, nachdem das Kraftwerk getroffen wurde. Die Anlage versorgt knapp ein Drittel der Haushalte im Gazastreifen mit Strom. Die Bewohner des Gebiets bekommen außerdem von Israel direkt Elektrizität, allerdings wurden nach Angaben des Behördenvertreters auch fünf der zehn Versorgungsleitungen jüngst durch Angriffe zerstört. Hier war es gleichfalls bisher unmöglich, in das Gebiet vorzudringen, um die Leitungen zu reparieren.
Bisher mehr als 1100 Tote
Als Reaktion auf Raketenangriffe militanter Palästinenser im Gazastreifen startete die israelische Armee am 8. Juli eine groß angelegte Militäroffensive. Seitdem wurden mehr als 1100 Palästinenser getötet, zum allergrößten Teil Zivilisten und zahlreiche Kinder. Auf israelischer Seite wurden mehr als 50 Soldaten und drei Zivilisten getötet.
Rund zehn Prozent der Einwohner des Gazastreifens haben mittlerweile Zuflucht in Einrichtungen des UN-Hilfswerks UNRWA gesucht. 182.604 Menschen seien derzeit in 82 Anlaufstellen untergebracht, schrieb Chris Gunness, der Sprecher der Organisation auf Twitter. Die israelische Armee rief die Einwohner mehrerer Orte im Gazastreifen zur sofortigen Räumung ihrer Häuser auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, die UN-Organisationen in Gaza seien überfordert und könnten keine zusätzlichen verzweifelten Menschen mehr versorgen.
Bei dem Beschuss des Al-Shifa-Krankenhauses im Gazastreifen, den sich Israelis und Palästinenser gegenseitig vorwerfen, waren am Montag mindestens drei Menschen getötet worden. Das Al-Shifa sei schon die vierte Gesundheitseinrichtung, die seit Beginn der Kämpfe Anfang Juli beschossen worden sei, teilte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Dienstag mit. Gleichzeitig kritisierte der Leiter der Projekte der Organisation in den Palästinensergebieten, dass Krankenhäuser im Gazastreifen derzeit keine sicheren Orte seien.
Prominente fordern „sofortigen Waffenstillstand“
Auch Künstler meldeten sich zu Wort. Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim äußerte sich zutiefst besorgt. „Alle Kriege gehen eines Tages zu Ende. Doch was wird in Israel und Palästina geschehen, wenn dieser Krieg vorbei ist? Den Hass wird keine politische Verhandlung beseitigen können“, sagte der Maestro in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.
In Spanien warfen mehr als einhundert Künstler, darunter die Hollywood-Stars Penelope Cruz und Javier Bardem, Israel Völkermord vor. In einem offenen Brief verlangen Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Kinoregisseure „einen sofortigen Waffenstillstand“. (APA/dpa/Reuters/AFP)