Kataloniens Ex-Präsident Pujol zieht sich nach Finanzskandal zurück

Barcelona (APA/AFP) - Der langjährige Chef der katalanischen Regionalregierung, Jordi Pujol, zieht sich wegen eines Finanzskandals von der p...

Barcelona (APA/AFP) - Der langjährige Chef der katalanischen Regionalregierung, Jordi Pujol, zieht sich wegen eines Finanzskandals von der politischen Bühne zurück. Der 84-Jährige verzichte auf alle seine Funktionen und Privilegien, teilte der Präsident der autonomen spanischen Region, Artur Mas, am Dienstag mit.

Pujol, der am Freitag eingeräumt hatte, seit mehr als 30 Jahren Schwarzgeld auf Konten im Ausland versteckt zu haben, legt demnach den Titel „Ex-Präsident“ ab und alle damit verbundenen Vorzüge wie Ehrensold, Dienstwagen und Leibwächter. Auch als Gründungspräsident der regierenden nationalistischen Koalition CiU ziehe sich Pujol zurück.

Pujo wolle mit seiner Entscheidung Schaden von den Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens abwenden, sagte Mas. Er bedaure den Rückzug seines „politischen Ziehvaters“, sagte Mas. Es sei aber klar, dass die Interessen Kataloniens wichtiger seien als Einzelpersonen. Dies gelte auch für Pujol.

Dieser galt während seiner Regierungszeit als „Vizekönig Spaniens“ und ebnete den Weg für die weitgehende Autonomie Kataloniens, die 2006 anerkannt wurde. Vor kurzem schloss er sich den Befürwortern einer Abspaltung der Region von Spanien an. Pujols Eingeständnis, das Erbe seines Vaters seit 1980 auf ausländischen Konten vor dem Fiskus versteckt zu haben, hatte am Freitag für erheblichen Wirbel gesorgt. Für Mas, der sich am Mittwoch in Madrid mit Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy trifft, kommt der Skandal zur Unzeit.

Die katalanische Regionalregierung plant für den 9. November eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit. Die spanische Zentralregierung unter dem rechtskonservativen Ministerpräsidenten Rajoy lehnt das Referendum ab und bezeichnet es als illegal. Katalonien zählt wirtschaftlich zu den stärksten Regionen Spaniens. Die Katalanen, die stolz auf ihre eigene Sprache und ihre Kultur sind, beklagen seit langem hohe Transferzahlungen an Madrid bei vergleichsweise geringen Rückflüssen.