Exiluiguren fordern Untersuchung nach Dutzenden Toten in Westchina
Peking/Berlin (APA/dpa) - Dutzende Menschen in Chinas muslimischem Westen sterben. Die Gewalt wirft Fragen auf. Exiluiguren werfen den Behör...
Peking/Berlin (APA/dpa) - Dutzende Menschen in Chinas muslimischem Westen sterben. Die Gewalt wirft Fragen auf. Exiluiguren werfen den Behörden Vertuschung vor.
Nach Dutzenden Toten in Chinas muslimisch geprägter Westregion haben Exiluiguren eine internationale Untersuchung gefordert. „Wegen der strengen Kontrollen ist nur wenig über die Umstände bekannt, unter denen die Menschen ums Leben kamen“, teilte die Uyghur American Association mit. Der in Deutschland ansässige Weltkongress der Uiguren warf den Behörden am Mittwoch vor, die wahren Hintergründe der Gewalt in der Region Xinjiang zu vertuschen.
Mit Messern bewaffnete Bürger hatten laut Polizeiangaben in der Gemeinde Shache Dutzende Zivilisten getötet, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Daraufhin hätten Polizisten „Dutzende Mitglieder des Mobs erschossen“. Offizielle Stellen nannten zunächst keine genauen Opferzahlen. Unter Berufung auf die Polizei schrieb Xinhua von einem Terrorakt, nannte aber keine näheren Details über die Hintergründe.
Der Sprecher des Weltkongresses der Uiguren, Dilxat Raxit, sagte: „Wir rufen China auf, die Wahrheit des Vorfalls in Shache nicht weiter zu verzerren.“ Nach Angaben von Uiguren in Xinjiang sind am Montag mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen oder verletzt worden. Uiguren hätten am Montag gegen die Unterdrückung durch die Sicherheitsbehörden aufbegehrt. „Internationale Medien müssen Uiguren frei interviewen können, und die Freiheiten der befragten Uiguren müssen gesichert werden“, forderte Raxit.
Der Präsident der Uyghur American Association, Alim Seytoff, erhob schwere Vorwürfe gegen die Behörden: „China will nicht, dass die Welt weiß, was am Montag passiert ist.“ Die internationale Gemeinschaft müsse wachsam die sich rapide verschlechternde Menschenrechtslage beobachten.
In den vergangenen Monaten hatte es mehrere blutige Anschläge in Xinjiang gegeben. Im Mai hatten die Behörden daraufhin eine einjährige Antiterror-Kampagne ausgerufen. Dutzende Uiguren wurden wegen Terroraktivitäten in Schnellverfahren zu langen Haftstrafen und einige sogar zum Tode verurteilt. „Wer in Xinjiang/Ostturkestan öffentlich Missstände und Fehlverhalten von Behörden oder Polizisten anprangert, dem drohen jahrelange Haftstrafen“, hatte jüngst Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen mitgeteilt.
Wegen der Spannungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen gilt Xinjiang seit langem als Konfliktherd. Das muslimische Turkvolk fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell von den herrschenden Chinesen unterdrückt. Umgekehrt wirft Chinas Regierung uigurischen Gruppen separatistische Bestrebungen und Terrorismus vor.