Kreise: Juncker wünscht sich Bratusek als EU-Kommissarin

Ljubljana/Brüssel (APA) - EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will angeblich die scheidende slowenische Ministerpräsidentin Alenka B...

Ljubljana/Brüssel (APA) - EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will angeblich die scheidende slowenische Ministerpräsidentin Alenka Bratusek in seinem Team haben. Dies meldet die slowenische Nachrichtenagentur STA am Mittwoch unter Berufung auf diplomatische Kreise in Brüssel. Bratusek soll demnach auch Vizepräsidentin der EU-Kommission werden.

Juncker sucht derzeit händeringend nach weiblichen Kandidaten für die EU-Kommission, nachdem ein EU-Staat nach dem anderen Männer für die Brüsseler Behörde nominiert. Das Europaparlament will eine Kommission, der zu wenige Frauen angehören, ablehnen. Auch Juncker hat klar gemacht, dass er kein überwiegend männliches Team akzeptieren will. Unterste Grenze ist dem Vernehmen nach eine Zahl von mindestens neun Frauen. So viele Kommissarinnen gehören schon jetzt der Brüsseler Behörde an.

Unter den Nominierungen für das neue Kommissionsteam findet sich erst eine Frau, die Tschechin Vera Jourova. Auch Slowenien soll nach dem Willen des wahrscheinlichen künftigen Premiers Miro Cerar weiterhin von einem Mann in Brüssel vertreten werden, dem bisherigen EU-Kommissar Janez Potocnik. Das Nominierungsrecht fällt aber Bratusek zu, die eigene Ambitionen auf den Posten bisher nicht bestritten hat.

Cerar hatte seine Präferenz für Potocnik am gestrigen Dienstag im Rahmen der Sondierungsgespräche zur Bildung der neuen slowenischen Regierung kundgetan. Bratusek reagierte enttäuscht, dass Cerar keine Kandidatin vorgeschlagen hatte. Die Partei von Miro Cerar (SMC) hatte zuvor wenig verhüllt die Eignung Bratuseks für den Brüsseler Posten bestritten. In einer Pressemitteilung der SMC wurde nämlich ausdrücklich auf die Notwendigkeit guter Fremdsprachenkenntnisse verwiesen. Bratuseks Englisch gilt alles andere als verhandlungssicher.

Nach dem Willen Junckers sollen die 28 EU-Staaten ihre Kandidaten bis zum morgigen Donnerstag nominieren. Beobachter schließen nicht aus, dass Slowenien mehrere Kandidaten vorschlagen wird - also den von Cerar präferierten bisherigen EU-Kommissar Potocnik, Bratusek und möglicherweise auch den christdemokratischen Europaabgeordneten Lojze Peterle.

Eine solche Praxis ist unüblich, aber nicht unzulässig. Laut dem STA-Bericht machte Juncker selbst - als damaliger luxemburgischer Regierungschef - von dieser Möglichkeit Gebrauch. Im Jahr 1999 schlug er demnach dem damaligen Kommissionspräsidenten Romano Prodi drei Kandidaten aus verschiedenen Parteien vor. Prodi entschied sich letztlich für Junckers Parteifreundin Viviane Reding.