Fußball: Janko nach Wechsel zu Sydney FC „heilfroh“
Sydney (APA) - Marc Janko, der zuletzt beim türkischen Erstligisten Trabzonspor engagiert war, wagte als erster österreichischer Fußball-Nat...
Sydney (APA) - Marc Janko, der zuletzt beim türkischen Erstligisten Trabzonspor engagiert war, wagte als erster österreichischer Fußball-Nationalspieler den Sprung nach Australien. Der 31-jährige Stürmer schilderte im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur den Grund für den Wechsel zum Sydney FC, sprach über seine Eindrücke, seine Ziele und den gestiegenen Stellenwert seines Sports auch „down under“.
APA: Sie waren zuletzt vertragslos und auf der Suche nach einem neuen Club. Wie groß ist die Erleichterung über diesen Wechsel?
Marc Janko: „Die Zeit, in der ich jetzt vertragslos war, war jetzt doch schon etwas länger. Insofern ist auch irgendwo die Unruhe ein bisschen größer geworden. Ich bin froh, mich jetzt wieder einer Mannschaft anschließen zu können. Sydney hat sich außergewöhnlich um mich bemüht, sowohl das Trainerteam als auch die Funktionäre und die Besitzer haben alles gegeben, dass sie mir ein gutes Gefühl gemacht haben. Insofern ist dann die Entscheidung über eine Woche hinweg gereift, in Verbindung mit Informationen, die ich über die Liga gesammelt habe, über das Standing des Fußballs generell in Australien.“
APA: Für wie lange gilt der Vertrag?
Janko: „Für vorerst ein Jahr einmal fix, dann gibt es für beide Seiten die Option, zu verlängern. Das haben sie bei Del Piero auch gemacht, weil einfach die Unsicherheit relativ groß ist, wie sich ein Spieler in der neuen Umgebung wohlfühlt. Es ist so eine Art kennenlernen. Für mich ist es ganz wichtig in dem Jahr, wieder den Spaß am Fußball zu finden, den ich ja doch in den letzten eineinhalb, zwei Jahren in der Türkei ein bisschen aus den Augen verloren habe.“
APA: Australien klingt nach Abenteuer. Wie sind die ersten Eindrücke?
Janko: „Es ist auch ein großes Abenteuer, eine tolle Stadt. Ich bin jetzt ein bisschen mehr als 24 Stunden hier. Die Stadt ist mitunter eine der schönsten, in denen ich jemals gewesen bin. Vom Lebenstechnischen her ist es unfassbar schön. Es ist gerade Winterzeit und hat 25 Grad. Ich bin natürlich nicht her gekommen, um Urlaub zu machen, aber diese Umstände machen es einem leicht, sich hier mal schnell wohlzufühlen. Das Rundumpaket passt einfach.“
APA: Bis zum ersten Meisterschafts-Auftritt haben Sie aber noch Zeit.
Janko: „Die Meisterschaft wird von Anfang Oktober bis Anfang Mai gespielt. Das ist genügend Zeit, mich an die Mannschaft zu gewöhnen. Vor allem, und das ist für mein Spiel fundamental, dass ich körperlich auf ein gutes Niveau komme, weil bei mir eben alles über die Physis geht. Der Hauptfokus Nummer eins ist, dass ich mich gut auftrainiere. Für die Mannschaft habe ich noch ein bisschen Zeit, aber fürs Nationalteam muss ich Gas geben.“
APA: Was haben Sie über den australischen Fußball herausgefunden?
Janko: „Die Hauptsportarten sind nach wie vor Rugby und Cricket, aber der Fußball hat in den letzten fünf Jahren einen irrsinnigen Boost bekommen. Die Leute strömen immer mehr ins Stadion, wir haben hier einen Zuschauerschnitt von 19.000 gehabt, das hätte in Österreich der eine oder andere Club sehr gerne. Australien war bei den letzten Großereignissen immer wieder dabei, sie waren unlängst bei der WM zu sehen, das haben sie uns leider voraus gehabt.“
APA: Ist man in Australien nicht etwas weit weg für etwaige künftige Aufgaben in Europa?
Janko: „Das wurde entkräftet, weil ich erfahren habe, dass bei einigen Spielen etliche Scouts aus allen europäischen Ligen auf den Tribünen sitzen, weil eben die australischen Spieler zunehmend interessanter werden, dazu auch wenig kosten. In Zeiten wie diesen ist es fundamental, dass da gute Spieler für wenig Geld zu haben sind, das bedeutet auch für mich: Wenn ich hier gut spiele, dann bin ich auf jeden Fall in den Notizblöcken der europäischen Clubs. Dieses Standing oder diese Nachfrage muss ich mir jetzt wieder erarbeiten, das habe ich in meiner Türkei-Zeit ein bisschen verabsäumt oder nicht machen können. Fußball ist ein Tagesgeschäft. Alles, was früher war, interessiert schnell keinen mehr. Wie es momentan ist, bin ich heilfroh, dass der Verein so großen Glauben in meine Qualitäten hat.“
APA: Was hat es mit dem Ruf auf sich, dass nur Altstars nach Australien gehen?
Janko: „Es war in den Anfängen so, weil vorwiegend ältere Spieler, die am Ende ihrer Karriere waren, dazu begeistert werden konnten, in diese Ligen zu wechseln. Auch da haben sie einen anderen Ansatzpunkt (bei Sydney FC, Anm.): bei allem Respekt für Del Piero, der Unglaubliches geleistet hat und wirklich ein Weltklassespieler war, aber der ist halt schon ein bisschen über seinen Zenit drüber. Sie wollen einfach nach wie vor Spieler haben, die noch länger der Mannschaft helfen können, nicht nur für ein oder zwei Jahre.“
APA: Sydney war zuletzt Fünfter, um auch international zu spielen, müssen Sie Meister werden, oder?
Janko: „Das ist ganz klar das Ziel heuer. Deswegen wurde auch alles umstrukturiert, der neue Trainer ist installiert worden, es sind etliche neue Spieler gekommen. Graham Arnold, der war früher Nationalteamtrainer von Australien, ist ein irrsinnig netter, kompetenter Zeitgenosse. Er war einer der Hauptgründe, warum ich mich entschlossen habe, weil die etlichen Anrufe und Gespräche waren durchwegs positiv.“
APA: Was bedeutet dieser Wechsel für Ihre Karriere im Nationalteam?
Janko: „Die Bühne wäre frei für eine weitere Fortsetzung meiner Nationalteam-Karriere. Vor dem Tschechien-Länderspiel habe ich mit ihm (Teamchef Marcel Koller, Anm.) gesprochen. Er meinte, wenn ich das machen sollte, bedeutet das dezidiert nicht das Ende meiner Nationalteamkarriere. Ich habe auch mit Arnold gesprochen. Sie werden mir da keine Steine in den Weg legen, ich darf reisen. Mir ist auf jeden Fall keine Reise der Welt zu weit, um für mein Heimatland zu spielen. Ich bin bereit, jegliche Strapaze auf mich zu nehmen.“
APA: Ist es auch vorstellbar, dass Sie dort sogar ihre Karriere beenden?
Janko: „Ja, auf jeden Fall. Ich bin nicht gekommen, dass ich nach einem Jahr dezidiert wieder weg will. Mal schauen, wie wir uns beide ‚riechen‘ können, ich habe ein sehr gutes Gefühl. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier länger zu bleiben, wenn der sportliche Erfolg da ist. Im schlimmsten Fall bin ich nach einem Jahr ablösefrei.“
APA: Wie sieht es mit Ihrer Privatsituation aus? Wird Sie jemand nach Australien begleiten?
Janko: „Meine Verlobte wird demnächst nachreisen, sie freut sich auch schon extrem auf dieses Abenteuer. Sie hat alles bisher mitgemacht, sämtliche Stationen und ist natürlich gehupft, als ich erzählt habe, dass wir vielleicht nach Sydney gehen können. Ich glaube, wir werden uns hier extrem wohlfühlen.“
(Das Gespräch führte Gerald Widhalm/APA)