Sanktionen - DIW erwartet keine russischen Energiepreis-Erhöhungen

Berlin (APA/Reuters) - Russlands Drohung mit Preiserhöhungen bei Energielieferungen nach Europa geht nach Auffassung des Deutschen Instituts...

Berlin (APA/Reuters) - Russlands Drohung mit Preiserhöhungen bei Energielieferungen nach Europa geht nach Auffassung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ins Leere. „Wenn Russland jetzt hohe Preise verlangt, wird es von Seiten Europas Ausweichreaktionen geben“, sagte DIW-Energiexpertin Claudia Kemfert am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Man werde dann in anderen Ländern einkaufen. Derzeit gebe es an den internationalen Märkten Öl und Gas im Überfluss. Zudem schneide sich Russland mit Preiserhöhungen ins eigene Fleisch. Wenn Europa weniger Energie beziehe, würde Russland erhebliche finanzielle Einbußen erleiden. Schließlich kämen 60 Prozent der Staatseinnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft. „Das wird man nicht aufs Spiel setzten wollen.“ Da die russische Konjunktur wegen der westlichen Wirtschaftssanktionen ohnehin gedämpft werden dürfte, werde man „gerade bei Öl- und Gasverkäufen noch viel sensitiver handeln“.

„Die Frage ist, ob sich das überhaupt umsetzen lässt“, gab Kemfert zudem mit Blick auf die angedrohten Preiserhöhungen zu bedenken. Denn es gebe geltende Verträge mit den europäischen Kunden mit zumeist langen Laufzeiten. Sie zweifelt daher, dass Russland das am Ende tun werde. Die Expertin hält die Drohung vor allem für eine „verbale Gegenreaktion auf die Sanktionen“ der EU, die in dieser Woche Exportverbote für einige Branchen verhängt hat.

Die aktuelle Lage an den Öl- und Gas-Märkten schwächt Russlands Position - da ist sich die DIW-Expertin sicher. „Öl gibt es im Moment im Überfluss auf dem internationalen Markt.“ Auch beim Gas gebe es viele Liefer-Alternativen, etwa Norwegen, Nordafrika oder den kaukasischen Raum. „Der Gasmarkt ist international sehr entspannt.“ Der Gaspreis habe auf die Ukraine-Krise nicht sonderlich stark reagiert. Die Lehre aus der aktuellen Debatte sei für die EU aber: „Europa muss weiter Energieimporte diversifizieren und alles tun, um von Öl und Gas unabhängiger zu werden.“