Paris prüft Verbot der radikalen Jüdischen Verteidigungsliga
Paris (APA/AFP) - Die französische Regierung erwägt eine Auflösung der gewaltbereiten Jüdischen Verteidigungsliga (LDJ), die bei Zusammenstö...
Paris (APA/AFP) - Die französische Regierung erwägt eine Auflösung der gewaltbereiten Jüdischen Verteidigungsliga (LDJ), die bei Zusammenstößen am Rande von propalästinensischen Demonstrationen in Paris in Erscheinung getreten ist. Es werde eine genaue juristische Prüfung zu einem möglichen LDJ-Verbot vorgenommen, verlautete am Mittwochabend aus Polizeikreisen in Paris.
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte kürzlich Aktionen der LDJ verurteilt, die er dem Extremismus zuordnete. Taten der Gruppierung könnten „strafbar“ sein. Die rechtsradikale Jüdische Verteidigungsliga Frankreichs gilt als Ableger der Jewish Defense League in den USA, die dort im Jahr 2001 von der Bundespolizei FBI als „terroristische Gruppe“ eingestuft worden war.
Das erklärte Ziel der Gruppierung ist es, Juden vor antisemitischen Angriffen zu schützen. Anhänger der LDJ waren in den vergangenen Wochen mehrfach in gewaltsame Zusammenstöße mit propalästinensischen Demonstranten in der Nähe von Synagogen und jüdischen Geschäften in der Region Paris verwickelt.
Die jüdische Gemeinde Frankreichs hat ihren eigenen Sicherheitsdienst SPCJ zum Schutz von Synagogen und Gläubigen, der eng mit der Polizei zusammenarbeitet. Ihr Gemeindevorsitzender Roger Cukierman distanzierte sich am Donnerstag klar von der „Ideologie“ und den „Methoden“ der LDJ.
Die LDJ, die in Frankreich bis zu hundert überwiegend junge Anhänger haben soll, trainiert ihre Aktivisten unter anderem in einer Selbstverteidigungstechnik, die auch vom israelischen Militär praktiziert wird. In den vergangenen Jahren hatte es in Frankreich mehrere Fälle gegeben, in denen Anhänger der LDJ mit gewaltsamen Angriffen gegen Muslime in Verbindung gebracht wurden. Die Jüdische Verteidigungsliga ist auch in Deutschland aktiv, tritt dort allerdings weniger in Erscheinung.
Seit der Eskalation der Gewalt in Nahost sind auch in Frankreich die Spannungen zwischen der jüdischen und muslimischen Gemeinde gewachsen. Politiker verschiedener Parteien warnten davor, die Gewalt nach Frankreich zu „importieren“. So gab es eine Reihe antisemitischer Attacken gegen Geschäfte und Synagogen. Ein 19-jähriger LDJ-Anhänger wurde in einem Pariser Vorort vor seinem Haus von einer Gruppe angegriffen, nachdem der junge Mann im Internet namentlich genannt und bedroht worden war.