St. Pölten hat gegen den PSV „nichts zu verlieren“, Grödig optimistisch
In der Europa-League-Qualifikation sind die Niederösterreicher krasser Außenseiter. Grödig geht mit viel Selbstvertrauen ins Duell mit Chisinau.
Grödig /Eindhoven – Fußball-Erste-Liga-Spitzenreiter SKN St. Pölten bestreitet am Donnerstagabend (ab 19.00 Uhr/live ORF eins) nach dem Cup-Finale sein zweites „Spiel des Jahres“. Die „Wölfe“ treffen in der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation auswärts auf den niederländischen Topverein PSV Eindhoven. Die Niederösterreicher sind dabei krasser Außenseiter, eine Rolle in der sie sich aber überaus wohlfühlen.
Das hat schon der überraschende Europacup-Aufstieg gegen Botew Plowdiw bewiesen. „Wir haben gegen PSV Eindhoven genauso nichts zu verlieren“, betonte deshalb Außenverteidiger Marcel Holzmann. Sein Club-Kollege Konstantin Kerschbaumer fand ähnliche Worte: „Wir müssen auch gegen PSV ohne Angst nach vorne verteidigen. Das ist unsere Spielweise, das wollen wir fortsetzen.“
Erstes Pflichtspiel für Eindhoven
„Das ist ein schönes Los. Es gibt Schlimmeres, als gegen Eindhoven zu spielen“, meinte Trainer Herbert Gager, dessen Team am Montagabend bei der Generalprobe auswärts gegen den Kapfenberger SV nach zweimaligem Rückstand noch ein 2:2 erreicht hatte.
Nicht einmal 72 Stunden später geht es nun schon im Philips-Stadion gegen den ehemaligen Europacup-Sieger der Landesmeister (1988) und UEFA-Cup-Gewinner (1978), der es bisher auf 21 nationale Meistertitel (zuletzt 2008) und neun Cup-Triumphe (zuletzt 2012) gebracht hat. „Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie kraftmäßig keine Probleme hat. Die Doppelbelastung ist eine Kopfsache“, erklärte Gager zur dritten englischen Woche in Serie für seine Burschen. „Man darf den Spielern nicht zu viel Alibi geben, muss ihnen vielmehr sagen, ihr seid super beieinander, für euch ist das alles kein Problem.“
Für Eindhoven ist es dagegen das erste Pflichtspiel der Saison, aber der zweite Vergleich mit St. Pölten innerhalb eines Monats. Das Testmatch am 6. Juli endete in der niederösterreichischen Hauptstadt mit einem überaus schmeichelhaften 1:0-Sieg der vom niederländischen Ex-Teamspieler Phillip Cocu betreuten Gäste, den Siegtreffer erzielte der schwedische Mittelfeldspieler Oscar Hiljemark erst in Minute 86.
PSV noch ohne WM-Teilnehmer
Dreieinhalb Wochen später will die junge PSV-Truppe nun einen klaren Erfolg feiern, um die Erwartungshaltung der Fans im ausverkauftem Stadion zu erfüllen. Aufgrund spezieller Abonnentenaktionen und günstiger Eintrittspreise von 7,50 Euro werden 35.000 Zuschauer erwartet. ÖFB-Legionär Marcel Ritzmaier im Trikot der Niederländer weiß um die Ausgangslage: „Auf dem Papier sind die Rollen deutlich vergeben. Aber wir werden St. Pölten sicher nicht unterschätzen.“
Cocu muss noch ohne die drei WM-Spieler Memphis Depay, Georginio Wijnaldum (beide NED) und Santiago Arias (COL), die erst seit dieser Woche wieder trainieren, gegen St. Pölten auskommen. Das Trio könnte aber im Rückspiel in der kommenden Woche wieder dabei sein. Daneben fallen noch die Langzeitverletzten Stijn Schaars (halbes Jahr Pause nach Knieoperation Anfang Mai) und Jetro Willems (Knieverletzung seit April) aus.
Grödig hat Lust auf mehr
Nach dem erfolgreichen Europacup-Debüt gegen Cukaricki Belgrad hat der SV Grödig Lust auf mehr bekommen. Die Salzburger empfangen am Donnerstag (21.05 Uhr/live ORF eins) im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde der Fußball-Europa-League Zimbru Chisinau. In der Salzburger Red Bull Arena, in die Grödig international ausweicht, soll der Grundstein zum Aufstieg ins Play-off geschaffen werden.
Grödig kann nach einem gelungenen Saisonauftakt im Europacup und in der Bundesliga mit viel Selbstvertrauen in das Duell mit dem moldawischen Cupsieger gehen. „Wir wollen unbedingt weiterkommen. Wir haben den Gegner beobachtet und glauben alle, dass wir eine Runde weiterkommen können“, drückte Club-Manager Christian Haas den Optimismus aus.
Baur fordert viel Geduld
Allerdings hat Zimbru in der zweiten Runde immerhin ZSKA Sofia aufgrund der Auswärtstorregel (1:1/a, 0:0/h) ausgeschaltet. „Wir werden zwei gute Spiele brauchen. Das ist eine Truppe, die vom Kollektiv lebt. Von den Einzelspielern haben sie vielleicht nicht die Qualität wie Cukaricki, aber als Mannschaft treten sie sehr kompakt auf. Das ist eine Mannschaft, die es versteht tief zu stehen, Räume eng zu machen und auf Konter zu spielen. Es ist ein unangenehmer Gegner, der es Sofia schwer gemacht hat, Tore zu erzielen“, analysierte Grödig-Trainer Michael Baur.
Sein Rezept dagegen heißt Geduld und Fehlervermeidung. „Wir müssen leichtfertige Fehler wie teilweise gegen Sturm unterbinden. Wir müssen dorthin kommen wie gegen Cukaricki auswärts. Mit aggressivem Spiel, Pressing, den Gegner ständig beschäftigen, dann haben wir gute Chance, dass wir die nächste Runde erreichen können“, sagte Baur.
Der Trainer sieht das Duell mit den Moldawiern als „Belohnung für die Leistung gegen Cukaricki“ und hofft auf „das eine oder andere Tor, um eine gute Basis für das Rückspiel“ (7. August) zu legen. Die Statistik spricht jedenfalls für Grödig. In den bisher zwei Europacup-Duellen mit moldawischen Clubs hat der heimische Vertreter, jeweils der GAK, den Aufstieg geschafft und dabei alle vier Partien gewonnen.
Turbulente Vergangenheit
Zimbru hat sich mit Erfolgen über Skendija Tetovo aus Mazedonien (1:2/a und 2:0/h) und eben Sofia in die dritte Runde gekämpft. Nach turbulenten und wenig erfolgreichen Zeiten - allein in der Saison 2012/13 etwa haben sich bei Zimbru fünf Trainer versucht - ist mit dem weißrussischen Coach Oleg Kubarew Ruhe in den Hauptstadtclub eingekehrt.
Auch sportlich geht es wieder bergauf, seitdem der 48-Jährige die Mannschaft während der Saison übernommen hat. Kubarew, der mit seinen Landsleuten Kiril Pawljutschek (Abwehr) und Dimitri Klimowitsch (Mittelfeld) sowie Stürmer Jean-Marie Amani von der Elfenbeinküste nur drei Legionäre zur Verfügung hat, führte Zimbru von Rang sieben auf Platz vier vor und holte mit einem Finalsieg über Meister Sheriff Tiraspol den Cupsieg. Auf den nächsten Meistertitel wartet der achtfache Champion aber schon seit dem Jahr 2000.