Treichl sieht Kapitaldecke auch für weitere Überraschungen dick genug

Wien (APA) - Die börsenotierte Erste Group will auch nach dem heurigen Milliardenverlust bei ihrem Kernkapital - so wie es nach den internat...

Wien (APA) - Die börsenotierte Erste Group will auch nach dem heurigen Milliardenverlust bei ihrem Kernkapital - so wie es nach den internationalen Bankenkapitalvorschriften 2019 zu rechnen ist - nicht unter die mit der Aufsicht vereinbarte Größe fallen. Vereinbart waren bei der vorjährigen Rückzahlung des Staatsgelds 10 Prozent. Das war eine Bedingung von Notenbank und Finanzmarktaufsicht (FMA).

Dass Erste-Chef Andreas Treichl nun bereits drei Mal teure Überraschungen zum Ostbankenengagement lieferte, hatte ihm Anfang Juli negative Schlagzeilen beschert und die Aktie kurz abstürzen lassen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die teuren Abschreiber mit den europäischen Bankenstresstests und Bilanzchecks zu tun haben.

Im zweiten Quartal 2014 gab es wegen Rumänien und Ungarn 1,03 Mrd. Euro Verlust, die das gesamte erste Halbjahr mit 930 Mio. Euro rot färbten. Trotzdem blieb die so genannte „Basel-III-CET-1“-Kapitalquote (Vollanwendung von „Basel III“) mit Ende Juni bei 10,8 Prozent und damit auf der Höhe von Ende Dezember. Der Vorstand geht davon aus, zum heurigen Jahresende nicht unter 10 Prozent zu fallen. „Wir sind jetzt noch um ein großes Stück sicherer, dass wir die 10 Prozent halten können“, sagte Treichl am Donnerstag zur Vorlage der Halbjahreszahlen.

„Das scheint jetzt sehr gut abgesichert zu sein.“ Selbst für den Fall, dass aus Ungarn im dritten und vierten Quartal noch eine mittlere oder größere Überraschung blüht, wie Treichl mit Blick auf mögliche Kosten aus einer Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten meinte. Aus Rumänien werden im dritten Quartal Wertberichtigungen nach dem Verkauf eines größeren Pakets fauler Kredite erwartet.

Der Banker ist auch überzeugt, dass die Aufseher Zeit zur Auffüllung geben würden, sollte die Kapitalquote in einem Quartal einmal unter die 10 Prozent fallen. „Da zerbreche ich mir nicht den Kopf, weil ich nicht glaube, dass das der Fall ist.“

Zum Halbjahr 2014 bezifferte die Bank das gesamte Kapital mit 14,1 Mrd. Euro, das harte Kernkapital machte 11,5 Mrd. Euro aus.

Dass die Kernkapitalquote im Verlusthalbjahr nicht gesunken ist, lag laut Bank daran, dass Firmenwertabschreibungen (Rumänien, Kroatien) nicht auf das regulatorische Kapital durchschlugen, weil Firmenwerte hier vorweg abgezogen sind.

Um eine Milliarde hat die Bank im Halbjahr Firmenwerte und immaterielle Vermögenswerte (Marken, Kundenstock, IT-Projekte) abgeschrieben, auf mittlerweile 1,4 Mrd. Euro. Als nachhaltig bewertet werden vom Vorstand die Firmenwerte der Ceska Sporitelna (500 Mio. Euro) und der Slovenska Sporitelna (300 Mio. Euro).

Ob er bei seinen Bankkäufen in der Vergangenheit Fehler gemacht habe? Diese Frage müsse man sich stellen und stellen lassen, wenn man sich die Situation in Ungarn und Rumänien anschaue, räumte Treichl am Donnerstag ein. In der letzten Phase vor der Krise habe man in Rumänien zugeschlagen, und dafür habe man in den letzten Jahren bezahlt. Aus heutiger Sicht sei das natürlich ein Fehler gewesen. „Ich würde wohl hoffen, dass sich das in drei Jahren geändert haben wird.“

Rot ist auch die Bilanz für Ungarn: „Hier haben wir in den letzten drei Jahren mehr Geld verloren als wir verdient haben, seit wir dort sind“, sagte Treichl. An einen Ausstieg denkt er aber nicht. „Wir werden dort bleiben.“

In Kroatien wollte sich die Erste zuletzt um die Postanska Bank verstärken. „Wir haben ein Angebot gelegt, aber die Regierung hat es nicht akzeptiert“. Im Moment sehe es nicht danach aus, dass diese Bank zu haben sei.

~ ISIN AT0000652011 WEB http://www.erstegroup.com ~ APA392 2014-07-31/14:07