Wilderer terrorisiert Pitztaler Jäger
Von Matthias Reichle...
Von Matthias Reichle
Arzl –Den letzten grausigen Fund machten die Jäger am Mittwoch – ein junger Hirsch mit einer Kugel im Bauch. Ein Unbekannter hatte das Tier angeschossen. Es hatte vermutlich tagelang Todesqualen gelitten, bevor ihm die Waidmänner den Gnadenschuss gaben.
Fälle wie dieser sind in Arzl im Pitztal derzeit an der Tagesordnung. Ein Wilderer hat dort bereits mehrfach zugeschlagen. Oberhalb des Alpengasthofs Plattenrain hat er auf zahmes Rotwild und Mufflons geschossen, die in einem fünf Hektar großen Wildgatter eingesperrt waren.
Bei der Polizei Wenns wurden inzwischen sechs Fälle angezeigt. Dort spricht man weniger von Wilderei als von Tierquälerei. „Der Täter verwendet ein Kleinkalibergewehr. Er schießt von außen durch den Zaun und lässt den Kadaver liegen, auch die Trophäe“, berichtet Robert Neuhold, der die Gastwirtschaft gemeinsam mit Renate Wagner betreibt. Der Wilderer handle dabei „wie im Blutrausch“.
Aufmerksam wurde man erstmals am Montag, erzählt Franz Raich. Anfang der Woche entdeckte der Jäger, der das Wildgatter gemeinsam mit anderen bis gestern betrieben hatte, drei verendete Mufflons. Ein weibliches Tier war trächtig und mit einem Rückenschuss getötet worden. Seitdem gibt es fast jeden Tag neue grausige Funde. „Wir haben Angst“, gibt Neuhold offen zu. „Die Tiere sind total verstört.“
Die Jäger haben den Wildgatter inzwischen aufgegeben und die restlichen Tiere – vier Mufflons und sechs Stück Rotwild – an die Pächter des Gasthauses verkauft.
Die Jäger haben geplant, alle Tiere zu erschießen, bevor es der Wilderer tut, berichtet Neuhold. Für die Wirtsleute ist das zahme Wild aber eine wichtige Attraktion. Mit Gästen besuchten sie regelmäßig die zutraulichen Tiere. Sie glauben, dass sich der Täter an den Jägern rächen wollte und hoffen nun, dass der Unbekannte mit dem Töten aufhört.