Ex-Privatisierungsminister von Milosevic wird Bahn-Chef in Serbien

Belgrad (APA) - Der ehemalige serbische Privatisierungsminister Milan Beko - er gehörte der serbischen Staatsführung unter Präsident Sloboda...

Belgrad (APA) - Der ehemalige serbische Privatisierungsminister Milan Beko - er gehörte der serbischen Staatsführung unter Präsident Slobodan Milosevic an - soll neuer Chef der serbischen Staatsbahn werden. Das berichtete die Tageszeitung „Blic“ am Donnerstag.

Regierungschef Aleksandar Vucic hatte sich seit einiger Zeit erfolglos bemüht, heimische Spitzenmanager für die Führung der verschuldeten Staatsunternehmen zu gewinnen. Nun kann er einen ersten Erfolg vermelden: Milan Beko, einer der reichsten Unternehmer des Landes, will künftig die Geschicke der serbischen Staatsbahnen ZS (Zeleznice Srbije) lenken.

Laut „Blic“ soll Beko von der Regierung schon nächste Woche ins neue Amt bestellt werden. Der bisherige ZS-Chef Dragoljub Simonovic wurde am Montag des Amtes enthoben.

Im vergangenen Jahr hat die serbische Bahn einen Verlust von 7,7 Mrd. Dinar (65,90 Mio. Euro) gemacht. Im Gespräch mit „Blic“ kündigte Beko an, er wolle die staatlichen Subventionen für die Bahn senken - derzeit betragen sie rund 170 Mio. Euro pro Jahr. Auch die Kredite in Höhe von etwa einer Milliarde Euro, die der Bahn bereits gewährt wurden, sollten nun endlich verwendet werden, sagte Beko.

Der Zustand der serbischen Eisenbahn-Infrastruktur ist mehr als trist. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Züge beträgt gerade 42 Stundenkilometer, auf einigen Teilstrecken des Schienennetzes mit 400 Kilometern Gesamtlänge dürfen die Züge aus Sicherheitsgründen nur 10 Stundenkilometer fahren. Durch das Hochwasser im Mai wurde der Eisenbahn-Infrastruktur ein zusätzlicher Sachschaden in der Höhe von etwa 7 Mio. Euro zugefügt.

Ob Beko vom Premier eine Gegenleistung der Regierung in Sicht gestellt wurde, ist nicht bekannt. Das monatliche Einkommen des ZS-Chefs liegt bei 159.406 Dinar (1.364,19 Euro), was für einen der reichsten Serben kaum eine zufriedenstellende Summe sein dürfte.

Beko liegt seit Jahren mit dem Staat im Streit um das Gelände des Belgrader Hafens, den er 2005 zum Spottpreis von 50 Mio. Euro erworben hatte, um dort eine Luxussiedlung zu errichten. Auch seine Rolle bei der Privatisierung des Boulevardblattes „Vecernje novosti“ ist undurchsichtig. Seine Unternehmen sollen 2002 als Vermittler zwischen dem Zeitungsverlag und der deutschen WAZ-Gruppe fungiert haben. Die WAZ-Gruppe warf später Beko vor, sie um mehrere Millionen Euro geschädigt zu haben. Mit der umstrittenen Privatisierung befassen sich in Belgrad inzwischen auch die Ermittler.

Ökonomen in Belgrad warnen bereits, dass die Regierungspläne zur weiteren Bereicherung der heimischen neureichen Geschäftsleute führen könnten. Die meisten von ihnen haben ihr Vermögen im Zuge der ersten Privatisierungswelle in Serbien gemacht. Beko war als Privatisierungsminister von Slobodan Milosevic in den neunziger Jahren u.a. am Verkauf der serbischen Telekom an die italienische Stet (29 Prozent) und die griechische OTE (20 Prozent) beteiligt. Die privatisierten Anteile wurde später von der Regierung von Zoran Djindjic zurückgekauft.