Musik

Witziger Wagner ohne Schwefel und Phosphor

Jazziges, Swingendes, Ironisches mit ernstem Unterton am Vorabend des Erler 24-Stunden-Rings.

Von Ursula Strohal

Erl –Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ besteht aus einem Vorabend („Das Rheingold“) und drei „Tagen“ („Die Walküre“, „Siegfried“, „Götter­dämmerung“). In Erl, wo zu Festspielzeiten kein Abend ereignislos bleibt, hat der Vorabend einen Vorabend. Bevor Gustav Kuhn gestern Freitag in den 24-Stunden-Ring einstieg, präsentierte er Donnerstagnacht die „Ring-Session“. Ein fröhliches Machwerk aus „Ring“-Motiven und Lust am Spiel damit, nicht besessen, sondern mit Witz, Geist und Musikalität verwandelt.

Richard Wagner ist ja Rekordhalter, was Parodie, Karikatur, Persiflage, Satire und Travestie seines Lebens und seiner Kunst betrifft. Beides gibt viel her, Banalität und Überhöhung können da Hand in Hand gehen. Der „Vorabend zum Vorabend“ wurde in 18 Stationen gestaltet vom Javier Quartett, das mit dem überragenden Saxophonisten Eduardo Javier Maffei sowie kongenial mit Marcello Sutera am E-Bass, dem Jazzpianisten Alessandro Altarocc­a und Enrico Montanaro am Schlagwerk mitreißend besetzt ist. Dazu kamen der 37-köpfig­e Herrenchor in bester Sanges- und Blödellaune sowie ein achtköpfiges Damenensemble mit Solo- und Modelqualitäten. Stile und Zeiten in munterem Mix mit teils ironischem, teils ernstem Unterton, geleitet von Thomas Mandl, heiter choreografiert von Alessia Luccarelli und überflüssig moderiert von Andreas Leisner.

„Ring“-Themen tauchten auf: bestechend der Siegfriedsruf auf Saxophon, wundersam als Raumklang das Publimum umspülend der tiefe Es-Dur-Akkord des „Rheingold“-Beginns mit aufsteigenden Rhein-Motiven, die Riesen, Log­e, Siegfrieds Traum, die Winterstürme, die Walküren natürlich, Mimes Falschheit, anderes mehr. Dazu der „Freischütz“-Jägerchor und Kritisches bis Witziges von Richard Strauss: ein Schlacht­gesang auf ein übles Gedicht von Herder und die Vertonung eines schwedischen Streichholzschachteltextes „Ohne Schwefel und Phosphor“.

Abgespielt hat sich das im neuen Festpielhaus, dem Jazz so gut steht. Dunkel lag daneben das Passionsspielhaus, verlassen der Vorplatz, aber erfüllt von gedrängter Wagner-Erwartung.

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