Mega-Afrika-Gipfel in Washington - Die USA wollen am Boom teilhaben
Washington (APA/dpa) - Der Aufwand ist gigantisch, lange hat es nicht mehr ein solches Mega-Event in Washington gegeben. Fast 50 afrikanisch...
Washington (APA/dpa) - Der Aufwand ist gigantisch, lange hat es nicht mehr ein solches Mega-Event in Washington gegeben. Fast 50 afrikanische Staats- und Regierungschefs in der US-Hauptstadt - schon im Vorfeld gibt sich Barack Obama geradezu euphorisch. „Ich werde ein wahrlich historisches Ereignis veranstalten“, meint der Präsident vollmundig.
Das soll nach einem ganz großen politischen Wurf klingen. Doch Kritiker fragen: Was kann der am Montag beginnende dreitägige Afrika-Gipfel (4.-6. August) tatsächlich bringen?
„Investing in the Next Generation“ (In die neue Generation investieren) - das Motto des Auftriebs ist zwar etwas sperrig. Dennoch lässt macht es deutlich, worum es letztlich geht: um‘s Geld.
Afrika ist längst zum boomenden Kontinent geworden. Jeder Industriestaat will ein Stück vom Kuchen ab. Vor allem der Rivale China ist in Afrika hochaktiv, aber auch die Europäer haben die Chancen auf dem „Schwarzen Kontinent“ entdeckt. Dagegen hinken US-Firmen deutlich hinterher.
Man müsse noch einiges tun, um das „überkommene Denken“ vieler Amerikaner zu korrigieren, die Afrika nur als Kontinent von Krieg, Chaos und Krankheit betrachten, mahnt Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice. Bereits vor einem Jahr hatte Obama mit einer großen Afrika-Tour zur Aufholjagd angesetzt.
Extrem „dezentralisiert“ geht es bei dem Mega-Gipfel in Washington zu. Zum „Warmlaufen stehen am Montag zunächst mehrere Foren auf der Tagesordnung. Die Themenpalette reicht von Nahrungsmittelsicherheit bis zum Kampf gegen die Wilderei. Ernst wird es am Dienstag, dann sprechen unter anderem Nkosazana Dlamini-Zuma, die Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), sowie Obama zu den Teilnehmern. Hauptthemen sind Wirtschaft, Finanz- und Energiepolitik sowie Infrastruktur.
Am dritten und letzten Tag steht das heikelste Thema auf dem Programm, unter dem eher harmlos klingenden Stichwort: „Friede und regionale Stabilität“. Im Kern geht es um den Terrorismus. Kein anderes Thema - mit Ausnahme von Ebola - dürfte den Afrikanern derart unter den Nägeln brennen wie die rasante Ausbreitung islamistischer Extremisten.
Afrika hat derzeit zwei Gesichter: Neben dem Wirtschaftsboom sind es vor allem spektakuläre Aktionen von Terrorgruppen, die weltweit Schlagzeilen machen. Fast im Monatstakt gehen Horrormeldungen um den Globus: Mal entführen die Boko-Harem-Milizen in Nigeria 200 junge Mädchen, mal greifen Al-Shabaab-Kämpfer in Nairobi und an der kenianischen Küste an. Erst jüngst mussten die USA ihre Diplomaten aus Libyen abziehen, weil Milizen das Leben dort unerträglich machen. Längst gilt Afrika als die neue Hochburg von Al-Kaida-ähnlichen Terrorgruppen - eine Lösung ist kaum in Sicht.
Doch auch der Wirtschaftsboom hat seine Schattenseiten. Zwar hat der Internationale Währungsfonds (IWF) den Ländern südlich der Sahara erst jüngst wieder Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent für die nächsten Jahre vorausgesagt - was der US-Wirtschaft gehörigen Appetit bereitet. US-Regierungsbeamte werden nicht müde, von der wachsenden Mittelklasse und der wachsenden Zahl der Handybesitzer zwischen Kapstadt und Kairo zu schwärmen.
Doch Experten warnen: Der Boom basiert zu einem gehörigen Teil lediglich auf dem Export von Rohstoffen, noch herrscht überwiegend bitterste Armut vor, von Nairobi bis Dakar grassiert unter Wirtschaftseliten und Politikern Korruption. Von einer nachhaltigen Entwicklungspolitik seien viele Länder noch weit entfernt.
Und eine weitere Geißel überschattet den Gipfel: Der Ebola-Ausbruch in Westafrika. Zumindest auf der offiziellen Tagesordnung ist das Thema nicht vorgesehen. Die Präsidenten von Sierra Leone und Liberia, wo die Seuche bisher am schwersten zuschlug, haben ihren Besuch in Washington abgesagt.