Salzburger Festspiele: Ein Strauss für Thomas Hampson

Salzburg (APA) - Für diesen Strauss hat Thomas Hampson einen Strauß verdient. Bei seinem Liederabend gestern, Donnerstagabend, bei den Salzb...

Salzburg (APA) - Für diesen Strauss hat Thomas Hampson einen Strauß verdient. Bei seinem Liederabend gestern, Donnerstagabend, bei den Salzburger Festspielen hat der amerikanische Bariton erneut bewiesen, dass er zu den feinsten, wortgenauesten und musikalisch eindringlichsten Gestaltern des deutschen Kunstliedes gehört. Großer, berechtigter Applaus im Haus für Mozart.

Hampson wählte aus den insgesamt mehr als 200 Liedern des Komponisten zum Teil ganz selten gesungene Lieder aus allen Schaffensperioden von Richard Strauss (1864-1949). Ganz frühe Versuche wie etwa „Die Nacht“ nach einem Gedicht von Hermann von Gilm oder „Mein Herz so stumm, mein Herz so kalt“ nach Adolf von Schack waren da zu hören. Daneben stimmte Hampson einige der Jahrhundertwende-Meisterwerke nach Texten von John Henry Mackay oder Otto Julius Bierbaum an, die Strauss vielfach für seine Frau, die Sopranistin Pauline Strauss-de Ahna, geschrieben hatte. Nach der Pause brachte der Bariton das groß angelegte, eigentlich für Orchester konzipierte „Notturno“ mit obligater Solostimme für Violine und danach die späten, wohlbekannten Klassiker wie „Und dann nicht mehr“ oder „Im Sonnenschein“ nach Friedrich Rückert.

Mit dieser Werkwahl vermittelte Hampson einen Überblick über die Entwicklung des Strauss‘schen Liedschaffens. Vor allem aber beeindruckte er mit einer ungemein präzisen, wortgenauen und musikalisch detailgenau ausdifferenzierten Gestaltung jedes einzelnen Liedes. Hampson spricht, Hampson säuselt, Hampson schmettert triumphierend, Hampson schmeichelt und Hampson poltert - und das immer im Dienst des Textes und der Musik, die bei Strauss fast immer an einem Strang ziehen und in Hampson einen künstlerischen Kraftlackel zur Unterstützung auf ihre Seite bekamen. Der „King of deutsches Kunstlied“ in Bestform. Gestalterisch und musikalisch. Aber stimmlich leider nicht immer.

Dieser Wermutstropfen kann nicht unerwähnt bleiben. Hampson, oft Inbegriff vokaler Beweglichkeit einer tiefen Männerstimme, plagte sich diesmal für einzelne Spitzentöne und hatte unüberhörbar zu kämpfen, die Intonation im Griff zu behalten. Klanglich fiel so mancher Ton aus der Reihe, und homogen und locker durch die Lagen schaffte es Hampson gestern nicht. Das mag Jammern auf hohem Niveau sein, zugegeben, aber diese Messlatte ist bei den Weltstars der Salzburger Festspielen nun einmal anzulegen.

Makellos, einfühlsam und wach wie immer das Klavier von Wolfram Rieger. Dieser Musiker hat so gut wie jeden Sänger von Weltrang begleitet, darunter Brigitte Fassbaender, Michael Schade, Dietrich Fischer Dieskau, Matthias Goerne, Thomas Quasthoff oder Peter Schreier. Die alle wussten warum. Und Hampson auch. Mit den erwähnten Einschränkungen bescherten die beiden ihrem Publikum eine beeindruckende Begegnung mit Richard Strauss und seinen Liedern.