Internationale Pressestimmen zu EU-Sanktionen gegen Russland
Brüssel/Kiew/Moskau (APA/dpa/AFP) - Zeitungen schreiben am Freitag zur den Wirtschaftssanktionen gegen Russland:...
Brüssel/Kiew/Moskau (APA/dpa/AFP) - Zeitungen schreiben am Freitag zur den Wirtschaftssanktionen gegen Russland:
„Der Tagesspiegel“ (Berlin):
„Putin handelt nach doppeltem Maß: In der internationalen Politik zählen nur Russlands nationale Interessen, so wie er sie sieht. Er schert sich nicht um das Völkerrecht, nicht um Abkommen, in denen Russland die Unverletzlichkeit der ukrainischen Grenzen garantiert hat. Doch beim vereinbarten Wirtschaftsaustausch mit Deutschland verhält er sich vertragstreu. Denn Russland ist noch viel abhängiger vom Austausch als umgekehrt. Da bleibt eine Basis an Restverlässlichkeit, die vielleicht eines Tages als Anknüpfungspunkt dienen kann, auch bei den harten Streitthemen wieder ins politische Geschäft zu kommen. Um zum Beispiel eine Lösung für die Krim zu finden und die Gasversorgung der Ukraine.“
„Handelsblatt“ (Düsseldorf):
„Putins Ziel ist, den Westen zu spalten, die EU gegen die USA auszuspielen, EU-Staaten untereinander zu zerstreiten und sich so durchzusetzen. Da gilt es kühlen Kopf zu bewahren, sich von Drohungen nicht irritieren zu lassen. Auch wenn seine Gegenmaßnahmen dem Westen natürlich auch wirtschaftlich weh tun werden und Putin die Regulierung des Syrien-Konflikts oder einen iranischen Atomdeal nun noch schwerer machen wird. Besonders hilfreich war er in Teheran bisher schon nicht. Und es gibt ein Leben nach Putin - für uns und für Russland.“
„Le Monde“ (Paris):
„Wladimir Putin hat eine ungewöhnliche Leistung vollbracht: Der russische Präsident hat Europa dahin gebracht, eine starke außenpolitische Entscheidung zu treffen. Er ist somit der Verursacher einer Premiere in der Geschichte der EU. Er hat Brüssel zum Handeln veranlasst. Das bedeutet, dass die Europäische Union aktiv in das internationale Geschehen eingreifen kann, wenn sie will. Alles wäre anders, wenn Putin die Separatisten an den Verhandlungstisch bringen und ihre Entwaffnung durchsetzen würde. Europa muss die Tür für Verhandlungen über die Ukraine und die Normalisierung ihres Verhältnisses zu Russland offen halten, doch dürfen sich die Europäer keine großen Illusionen darüber machen.“
„Duma“ (Sofia):
„Es geht um einen Zusammenstoß von Wertesystemen, bei dem wir nicht gleichzeitig auf beiden Seiten stehen können. Wir sind gegen die Sanktionen gegen Russland, nicht etwa weil diese uns in die Tasche greifen werden, sondern weil sie ungerecht sind, da sie absurd sind. Sie stammen von dem Ehrgeiz eines Staates, ein Imperium zu sein - eines Staates, der nicht nur die Ukraine zerbröckelte, um Russland zu schwächen, sondern auch die Moral in der Welt zerstörte und die Europäische Union wie einen Pudel an der Leine an sich gebunden hat.(...) Alle Provokationen der USA und des ihnen unterstellten Kiew zielen nur darauf ab, dass Russland in die Ukraine einmarschiert.“