Gesellschaft

Aus dem Heim in ein Eigenheim

Eine WG in Hall zeigt: Mehr Selbstständigkeit für eingeschränkte Menschen ist möglich.

Hall –Die Wohnung ist blitzeblank. Kurz bevor der Besuch kam, flitzte Angelika H. noch schnell mit dem Staubsauger durch die große Wohnung im Erdgeschoß. Schließlich kommt nicht jeden Tag eine Landesrätin nach Hause zu Besuch.

Nervös? „Nein, das bin ich nicht“, sagt sie lachend und zeigt stolz die Räumlichkeiten, die klar ihre Lieblingsfarbe Lila widerspiegeln. Zuhause, das ist für die 50-jährige Angelika H. eine Wohngemeinschaft mit drei weiteren Menschen. Zuhause, das war jahrelang ein Heim. Als sie drei Jahre alt war, kam sie in das Soziale Zentrum Mils (das früher St. Josefinstitut geheißen hat). 2007 konnte die Frau, die die Sonderschule besuchte, dann in eine Wohngemeinschaft außerhalb vom Sozialen Zentrum ziehen. Seit Kurzem bewohnt sie mit drei weiteren Menschen die WG in Hall. Jeder hat sein Zimmer. Das Putz- und Kochprogramm wird größtenteils aufgeteilt. Man unterstützt sich gegenseitig. Und es läuft ausgezeichnet. Kochen, putzen, gemeinsame Schwimmbadbesuche, DVD- oder Spiel­abende. All das steht hier auf dem Programm – teilweise betreut und unterstützt von den Sachwaltern, die ein genaues Auge auf das Projekt haben.

Für Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) ein Vorzeigeprojekt und der Beweis, dass „wenn man Menschen mit Einschränkungen etwas zutraut, sie dann auch selbstständiger werden“. Gerade deshalb sei die WG in Hall so „extrem wichtig“. Im Sinne der „Deinstitutionalisierung in der Tiroler Behindertenhilfe“ müssten sich die Angebote weiterentwickeln und verändern. Deshalb müsse es auch in der Zukunft weniger Angebote für Gruppen von Menschen mit Behinderungen geben, dafür aber mehr individuelle Unterstützungsformen.

Für die sehr stark involvierten Sachwalter – sie haben durch die Eigenständigkeit mehr Aufgaben (Miete, Strom- und TV-Rechnungen, etc.) – ist klar, dass nicht alle Menschen diesen Schritt wagen können. Aber man habe klar gemerkt, dass „die Menschen selbstständiger geworden sind“. Allerdings gestaltete sich schon die Suche nach einer Wohnung sehr schwer.

Gerade, dass sich die Bewohner gegenseitig helfen können, sei aber schön zu sehen. Für Angelika H. war vor allem die Arbeit ein wichtiger Schritt zu mehr Selbstständigkeit. Nachdem sie mehrere Praktika gemacht hatte, arbeitete sie über eineinhalb Jahre jetzt als Küchenhelferin. Zuletzt wurde sie gekündigt. Ohne besondere Gründe. Die Suche nach einem neuen Job steht für sie deshalb als nächstes an. (mw)

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