Erdogan verhöhnt „unpatriotischen“ Präsidentschaftsrivalen

Istanbul (APA/AFP) - Auf der Zielgeraden zur türkischen Präsidentschaftswahl hat der Favorit, Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, seinem sc...

Istanbul (APA/AFP) - Auf der Zielgeraden zur türkischen Präsidentschaftswahl hat der Favorit, Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, seinem schärfsten Konkurrenten mangelnden Patriotismus vorgeworfen. Ekmeleddin Ihsanoglu kenne nicht einmal den Text der Nationalhymne, so Erdogan am Freitag. Der als ruhig und gemäßigt bekannte 70-jährige Ihsanoglu reagierte ungewohnt heftig und geißelte Erdogans „Lüge“ und „Verleumdung“.

Ihsanoglu, ein angesehener Wissenschaftshistoriker und früherer Generalsekretär der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), hatte während seines Wahlkampfs das Grab des Dichters Mehmet Akif Ersoy in Istanbul besucht. Dabei rezitierte er die auf dem Grabstein eingravierten Verse des von Ersoy verfassten „Unabhängigkeitsmarschs“, der türkischen Nationalhymne. Danach unterlief ihm jedoch ein peinlicher Fehler, als er kundtat, dass der Text aus Ersoys „Für die Gefallenen von Canakkale“ stamme.

Erdogan nannte ihn daraufhin einen „importierten Kandidaten“. Auf einer Wahlveranstaltung in Kahramanmaras in Anatolien unterbrach er seine Rede und zeigte ein Video mit dem Schnitzer seines Kontrahenten auf einer Großleinwand. Ihsanoglu ging am Freitag in die Offensive. Er sei nicht nur der Sohn von Ersoys engstem Freund, er habe auch die Nationalhymne sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen - weit eher als der 60-jährige Erdogan.

Doch in der stark nationalistisch geprägten türkischen Gesellschaft dürfte der Abstand zwischen dem Favoriten und Ihsanoglu noch größer geworden sein. Ihsanoglu ist der gemeinsame Kandidat der Republikanischen Volkspartei (CHP) und der rechten Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP). Erdogan tritt für seine islamisch-konservative Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) an. Die Wahl findet am 10. August statt.