Westafrikanische Staaten schotten Ebola-Kerngebiet ab
Auf das Quarantänegebiet entfallen gut 70 Prozent der bekannten Epidemiezone
Freetown/Monrovia/Conakry – Die drei von der Ebola-Epidemie betroffenen afrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia haben das gemeinsame Grenzgebiet zur Quarantänezone erklärt. Die als Epizentrum der Seuche identifizierten Gegenden würden von Polizei und Streitkräften isoliert und die Bewohner mit Hilfslieferungen versorgt, teilte die regionale Wirtschaftsorganisation Mano-Fluss-Union, am Freitag in Conakry mit.
Auf das Quarantänegebiet entfallen gut 70 Prozent der bekannten Epidemiezone, wie die Generalsekretärin der Mano-Fluss-Union, Hadja Saran Darab, am Rande des Sondergipfels der betroffenen westafrikanischen Staaten und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Guineas Hauptstadt Conakry erklärte. Einen Gipfel in Conakry nutzten die Teilnehmer, um ein 100 Millionen Dollar (75 Millionen Euro) umfassendes Hilfsprogramm auf den Weg zu bringen. Obwohl die Elfenbeinküste nicht betroffen ist, nahm sie ebenfalls an dem Treffen teil.
Bereits mehr als 700 Tote
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht inzwischen von mehr als 1300 Infizierten in Westafrika aus, mindestens 729 Menschen überlebten die Ebola-Infektion nicht. Die Seuche breite sich „schneller aus als unsere Anstrengungen, sie zu kontrollieren“, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in Conakry. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, sei mit „katastrophalen“ Folgen und einer Ausweitung auf andere Länder zu rechnen. Chan sprach von der „weitaus größten“ Ebola-Seuche seit der Entdeckung des Erregers vor 40 Jahren.
Der WHO zufolge müssen mehrere Hundertschaften medizinischen Fachpersonals in die Seuchenregion entsandt werden, um dort überforderte Behörden und Hilfskräfte zu unterstützen. Dringend angefordert hätten die Krisenländer vor allem Ärzte, Krankenpfleger und Epidemiologen. Mit dem Hilfsprogramm sollen zudem Erkrankte früher identifiziert und systematische Behandlungen garantiert werden.
Infizierter US-Arzt und Missionarin sollen in USA behandelt werden
Die Vereinigten Staaten wollen zwei infizierte US-Bürger in den kommenden Tagen zurück in ihre Heimat fliegen lassen. Dort würden die beiden Patienten strikt isoliert und behandelt, sagte US-Außenamtssprecherin Marie Harf. Betroffen sind ein Arzt und eine christliche Missionarin, die in Liberia als Hilfskräfte tätig waren und sich dort angesteckt hatten.
Vor dem Hintergrund des anstehenden Afrika-Gipfels in der kommenden Woche in Washington kündigte US-Präsident Barack Obama unterdessen Kontrollen von Delegationsmitgliedern aus betroffenen Ländern an. Er sei überzeugt, dass die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen „angemessen“ seien, sagte er im Weißen Haus. (APA/AFP)