„Ins Dunkel hinein“: Verstörte Kinder und ein Mörder

Wien (APA) - Im Roman „Ins Dunkel hinein“ erzählt der Autor Charles Frazier die Geschichte der Einsiedlerin Luce, die sich der verstörten Ki...

Wien (APA) - Im Roman „Ins Dunkel hinein“ erzählt der Autor Charles Frazier die Geschichte der Einsiedlerin Luce, die sich der verstörten Kinder ihrer ermordeten Schwester annimmt, woraufhin sich ihr Leben schlagartig ändert. Zudem tauchen der Mörder sowie ein Verehrer auf, die aber auch nicht verhindern können, dass die Handlung von Seite zu Seite an Spannung verliert.

Der Roman spielt im Jahr 1960 und erzählt die Geschichte von Luce, einer Frau Mitte dreißig, die abgeschieden in einer heruntergekommenen Lodge in Noth Carolina lebt. Nach dem Tod ihrer Schwester Lily übernimmt sie die Fürsorge für deren Kinder und bemerkt bereits bei der Ankunft der Zwillinge Dolores und Frank, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Sie wirken verstört, reden kein Wort, was Luce darauf zurückführt, dass die Kinder misshandelt wurden und mitansehen mussten, wie ihr Stiefvater Bud ihre Mutter umgebracht hat.

Bud, ein ungemütlicher Kerl, dessen Vorstrafenregister bis in seine Teenagerzeit zurückreicht, wird aus Mangel an Beweisen vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Er ist fest davon überzeugt, dass die Kinder wissen, wo das von ihm gestohlene Geld ist, das Lily vor ihm versteckt hielt. Außerdem ist er sich nicht sicher, ob die Kinder nicht doch eines Tages etwas über die Ermordung ihrer Mutter ausplaudern, was ihn hinter Gitter bringen könnte. Er beschließt daher, sie aufzuspüren.

Unterdessen lernt Luce den charmanten jungen Mann Stubblefield kennen, dessen verstorbener Großvater der Besitzer jener Lodge war, in der Luce wohnt. Stubblefield erkennt in Luce die Frau, in die er schon als Teenager verliebt war und versucht, sich in kleinen Schritten der menschenscheuen Frau anzunähern. Gemeinsam wehren sie sich gegen Bud, bis es zum alles entscheidenden Kampf im Wald kommt.

Was spannend beginnt, flacht hierbei allerdings von Seite zu Seite ab. Die Frage, was Schreckliches mit den Kindern passierte, verliert Frazier zunehmend aus den Augen und rückt plötzlich die Liebesgeschichte von Luce und Stubblefield in den Mittelpunkt. Die Personen im Roman werden genau beschrieben, wirken aber bisweilen zu stereotyp. Alles in allem ist „Ins Dunkel hinein“ ein Roman, der unterhält, sich jedoch nicht durch eine originelle und spannende Handlung auszeichnet.

Das Werk ist der dritte Roman Fraziers. Er wurde 2011 veröffentlicht und nun von Anette Grube ins Deutsche übersetzt. 1997 schaffte der Autor aus North Carolina mit dem Bürgerkriegs-Roman „Unterwegs nach Cold Mountain“ den Sprung auf die Bestsellerlisten und erhielt dafür den National Book Award. Mit Jude Law und Nicole Kidman in den Hauptrollen wurde das Werk 2003 verfilmt. Sein zweiter Roman „Dreizehn Monde“ erschien 2007. Er handelt von der Begegnungen eines weißen Mannes mit den Cherokee im 19. Jahrhundert.

(S E R V I C E - Charles Frazier: „ Ins Dunkel hinein“, übersetzt von Anette Grube, Paul Zsolnay Verlag, 352 Seiten, 20,50 Euro)