Empörung in Australien

Ehepaar lässt Leihmutter mit behindertem Baby sitzen

Online-Kampagne "Hoffnung für Gammy".
© Screenshot/gofundme.com

Eine Thailänderin hat für ein australisches Paar Zwillinge ausgetragen. Dieses nahm jedoch nur das gesunde Kind, das andere mit Down-Syndrom wollte es nicht. Die Empörung ist groß – die Hilfsbereitschaft auch.

Sydney – Weil eines ihrer Wunschbabys mit Down Syndrom geboren wurde, hat ein Ehepaar aus Australien nach Medienberichten eine Leihmutter in Thailand mit dem Kind sitzen lassen. Die Frau hatte Zwillinge zur Welt gebracht, und die Australier nahmen nur den gesunden Zwilling mit, wie die Leihmutter Pattaramon Chanbua (21) dem Sender ABC erzählte.

Gammy, das Baby mit Down Syndrom, brauche dringend eine Herzoperation, die sie sich aber nicht leisten könne. Der ABC-Bericht sorgte in Australien für Entrüstung. Regierungschef Tony Abbott stellte am Samstag Hilfe für die Mutter in Aussicht.

Empörte Australier starteten eine Spendenaktion für Baby Gammy. Bis Samstag kamen noch Medienberichten umgerechnet mehr als 100.000 Euro zusammen. Das australische Außenministerium untersuchte den Fall, wie eine Sprecherin australischen Medien sagte. Die einzige Quelle für die Geschichte war bis Samstag die Leihmutter. Weder die Agentur, welche die Leihmutterschaft nach Angaben der 21-Jährigen vermittelt hatte, noch das australische Paar meldeten sich bisher zu Wort.

Pattaramon arbeitet nach Angaben von ABC rund 90 Kilometer südlich von Bangkok in einer Garküche am Straßenrand und ernährt die Familie damit. Sie habe bereits zwei Kinder im Alter von sechs und drei Jahren und, wie sie dem Sender erzählte, einen Haufen Schulden. Als ein Vermittler ihr umgerechnet 10.000 Euro geboten habe, falls sie als Leihmutter ein Baby austrage, habe sie zugestimmt.

„Ich liebe ihn wie meine eigenen Kinder“

„Für mich ist das viel Geld, ich dachte, damit können wir erstens die Ausbildung unserer Kinder bezahlen und zweitens die Schulden“, sagte sie. Als während der Schwangerschaft klar wurde, dass sie Zwillinge erwarte und eines der Babys mit Down Syndrom zur Welt kommen würde, hätten die biologischen Eltern eine Abtreibung verlangt. Das kam für Pattaramon nicht infrage.

Die Kinder wurden im Dezember geboren. Die Australier hätten nur das gesunde Mädchen mitgenommen. „Mir tat der Bub leid“, sagte Pattaramon dem Sender unter Tränen. „Es ist doch nicht seine Schuld. Ich liebe ihn wie meine eigenen Kinder, schließlich war er neun Monate in meinem Bauch.“ (dpa)