Der Wille versetzt noch keine Berge
Das 0:0-Remis in Kapfenberg demonstrierte in der Ersten Liga beim FC Wacker die Kluft zwischen Wollen und Können.
Von Alex Gruber
Innsbruck –Die gute Nachricht nach dem Match in Kapfenberg war, dass der FC Wacker trotz einigen individuellen Patzern (Djokic, Hölzl, Bergmann) doch noch zu null spielen kann. Das war zuletzt in der Bundesliga im März dieses Jahres zweimal hintereinander gegen die Admira und auswärts gegen Red Bull Salzburg der Fall. Kaum einer bzw. keiner konnte sich gestern aber daran erinnern. Das wertete Kapitän Alex Hauser auch als Indiz dafür, wie negativ alles in den vergangenen Monaten war bzw. von außen teilweise immer noch sei. „Ein paar sehen ein paar Ausschnitte von Sky und wollen unser komplettes Spiel analysieren“, sah der 30-jährige Routinier die Schwarzgrünen in der Steiermark durchaus spielstark, aber auch noch ausbaufähig: „Dass die Null gestanden ist, war positiv. Und natürlich müssen wir noch mehr Chancen kreieren bzw. eine noch bessere Balance zwischen Defensive und Offensive finden. Die ersten drei Runden haben uns aber gleich gezeigt, woran wir arbeiten müssen. Besser am Anfang der Saison als am Ende.“
Innenverteidiger Marco Kofler freute sich auch über die defensive Null („Es ist ja schon einige Zeit her“), trauerte aber auch dem ersten Sieg nach: „Leider ist es nur ein Punkt geworden. Uns fehlt das Erfolgserlebnis von drei Punkten. Vorne fehlt uns die letzte Entschlossenheit, aber als ‚Defensiver‘ will ich nicht gescheit sein.“
Angreifer Simon Zangerl sah sich indes seinen Ausschluss gefühlte „200-mal“ auf Video an: „In Kapfenberg und am Feld haben alle gesagt, dass es nie eine Rote war. Auf Video sieht es wie ein Frustfoul aus. Ich war geschockt, wie ich die Karte gesehen habe, die erste Rote in meiner Karriere. Ich wollte den Angriff unterbinden und bin zu schnell hingerannt.“
Zangerls Ausschluss in Minute 87 wertete Coach Michi Streiter einmal mehr auch dafür, wie viel seine Truppe will: „Aber manches passiert dann eben in die verkehrte Richtung. Und die Ausschlüsse müssen wir abstellen.“ In numerischer Unterlegenheit fühlte er sich an Salzburg-Coach Giovanni Trapattoni erinnert, der gesagt hat: „Wenn du siehst, dass du nicht mehr gewinnen kannst, musst du schauen, dass du nicht verlierst.“ Streiter: „All ihre Chancen sind aus individuellen Fehlern von uns resultiert. Wir haben zumindest einmal angeschrieben.“
Mit den beiden Heimspielen gegen Liefering (Dienstag, 18.30 Uhr) und Aufsteiger FAC (Freitag, 20.30) wartet jetzt auf den FC Wacker Innsbruck bei sechs Punkten Rückstand auf Tabellenführer Mattersburg eine echte Woche der Wahrheit: „Wenn wir beide Spiele gewinnen, können wir vielleicht wieder vorne hinschnuppern“, weiß Kofler. Wenn nicht, heißt es vorerst Neuorientierung. Mittelfeldstratege Jürgen Säumel fällt mit einem Bändereinriss sicher aus.