Deutschland

Zugunglück in Mannheim: Aufräumarbeiten unterbrochen

Seitlich rammte der Güterzug den ICE im Mannheimer Bahnhof.
© REUTERS/RALPH ORLOWSKI

Ein Güterzug mit Chemikalien rammte in Mannheim einen Eurocity. Dutzende Menschen wurden verletzt, aber niemand starb. Die Bahn hat mit den Aufräumarbeiten begonnen - die werden sich aber noch mindestens bis zum Nachmittag hinziehen.

Spitzmarke – Nach dem Zugunglück mit Dutzenden Verletzten in Mannheim wurden die Bahn mit den Aufräumarbeiten Sonntagfrüh unterbrochen. So könnten die Verantwortlichen eine Pause einlegen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Von 13.00 Uhr an soll der Abtransport der Güterzug-Lok, eines entgleisten, aber stehenden Waggons des Eurocity sowie der beiden umgekippten Wagen vorbereitet werden. Gegen 14.00 Uhr sollen dann tonnenschwere Kräne aus Leipzig und Fulda zum Einsatz kommen und die Waggons auf die Gleise hieven. Ziel sei es, die Strecke noch am Sonntag wieder freizukriegen.

Die Aufräumarbeiten begannen am Samstagabend damit, die umgekippten Container des Güterzugs aufzustellen und beiseite zu hieven. Bis 6.30 Uhr waren die Lok des Eurocity und die transportierfähigen Waggons beider Züge weggezogen worden. Die herabgefallenen Container des Güterzugs seien ebenfalls weggeräumt worden, sagte der Bahn-Sprecher. Rund 40 Menschen waren an dem Einsatz beteiligt.

Zwei Österreicher verletzt

Parallel arbeiten die Ermittler mit Hochdruck an der Klärung der Unfallursache. Spezialisten unter anderem der deutschen Bundespolizei und der Unfalluntersuchungsstelle des Bundes hatten die Unfallstelle untersucht. Das niederländische Unternehmen ERS Railways wollte ebenfalls Fachleute nach Mannheim schicken. Ein Güterzug der Firma war in der Nähe des Hauptbahnhofs gegen einen Eurocity gefahren. Zwei Waggons mit 110 Passagieren kippten um. Laut deutscher Bundespolizei wurden 35 Menschen verletzt, vier von ihnen schwer.

Unter den Leichtverletzten waren auch zwei Männer aus Oberösterreich und Salzburg, wie Martin Weiss, der Sprecher des Außenministeriums, am Samstag der APA mitteilte. Nähere Angaben zu Ihrer Identität lagen vorerst nicht vor. Die Betroffenen wären ambulant behandelt worden und hätten das Spital danach verlassen können, sagte Weiss.

Experten ermitteln

Weil das Tempo der beiden Züge bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof am Freitag kurz vor 21.00 Uhr gedrosselt war, lief der Unfall noch recht glimpflich ab. Auf der Strecke seien regelmäßig Güterzüge unterwegs, sagte die Sprecherin der Bundespolizei. Ob der betroffene Zug, der auf dem Weg von Duisburg nach Ungarn war, auch regelmäßig den Mannheimer Bahnhof passiert, müsse noch geklärt werden.

Zudem beschäftigt Experten die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass der Güterzug den Eurocity seitlich rammte. Laut Bundespolizei wird geprüft, ob eine Weiche dabei eine Rolle spielte. Die Bahn-Spezialisten überprüften unter anderem den Betriebsablauf, wie eine Sprecherin der Untersuchungsstelle des Bundes berichtete. Außerdem müsse untersucht werden, ob die Signale und die Fahrzeuge richtig funktionierten. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, hieß es.

Für Bahn und Bundespolizei wird die Arbeit auch nach dem Abtransport der Waggons weitergehen: Das Gleisbett müsse untersucht werden, zudem gebe es elektronische Daten, die ausgewertet werden müssen, sagte eine Polizeisprecherin. Das werde wohl eine ganze Weile in Anspruch nehmen.

Verspätungen in Mannheim

Die Bahn erwartet zunächst eine Inventur. „Wir müssen die Gleise, die Leitungen und die Signaltechnik überprüfen“, sagte die Bahnsprecherin. Erst danach könne man abschätzen, was bei dem Unfall zerstört wurde und wie es am Bahnhof Mannheim weitergeht: „Erst einmal muss alles weg, dann sehen wir weiter“.

Am Bahnhof in Mannheim - einem zentralen Knotenpunkt vor allem im Fernverkehr quer durch Deutschland - kam es am Samstagabend nach wie vor zu Verspätungen: „Der Verkehr rollt, aber mit Einschränkungen“, sagte eine Bahnsprecherin. Von zehn Gleisen seien nur sieben voll befahrbar. Vor allem die Durchfahrt nach Osten zur Schnellfahrstrecke sei betroffen. „Für die ICE-Züge bedeutet das: Sie werden weiter umgeleitet und haben eine Verspätung von fünf bis sechs Minuten.“ (APA/dpa)