Österreich trauert um Nationalratspräsidentin Barbara Prammer
Wien (APA) - Im vergangenen September hatte sie ihre Krebserkrankung selbst öffentlich gemacht, am Samstag verlor die engagierte Frauenpolit...
Wien (APA) - Im vergangenen September hatte sie ihre Krebserkrankung selbst öffentlich gemacht, am Samstag verlor die engagierte Frauenpolitikerin Barbara Prammer (SPÖ) jedoch diesen Kampf. Die Nationalratspräsidentin starb im Kreis ihrer Familie im Alter von 60 Jahren. Politik und Wegbegleiter zeigten sich tief betroffen. Voraussichtlich Ende August soll ihr Nachfolger im Parlament gewählt werden.
Die Nachricht über den Tod der Nationalratspräsidentin am Samstag erschütterte am Wochenende die heimische Innenpolitik. Über alle Parteigrenzen hinweg würdigten die Wegbegleiter ihre Arbeit und ihr Engagement - sei es für die Gleichstellung oder gegen Rassismus - und dies auch noch während der schweren Krankheit.
Für Bundespräsident Heinz Fischer war Prammer „eine der großen Frauenpersönlichkeiten im öffentlichen Leben unseres Landes und auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt und geschätzt“. Bundeskanzler und SPÖ-Parteichef Werner Faymann erklärte: „Barbara Prammer war eine bedeutende Sozialdemokratin, engagierte Frauenpolitikerin, große Demokratin und seit 2006 eine hervorragende Nationalratspräsidentin.“ Auch Vizekanzler und ÖVP-Obmann Michael Spindelegger unterstrich: „Barbara Prammer hat stets klare Positionen bezogen und sich als überzeugte Demokratin und Österreicherin durch ihre sachpolitische Arbeit ausgezeichnet.“
Ihr Mitgefühl drückten neben den Regierungsmitgliedern und Landespolitikern auch zahlreiche Vertreter der unterschiedlichsten Organisationen und Institutionen aus. Auch die Oppositionspolitiker würdigten ihre Leistungen und zollten ihr Respekt dafür, dass sie ihr Amt trotz der Krebserkrankung ausübte.
Am Sonntag waren die Flaggen an öffentlichen Gebäuden wie dem Parlament oder der Präsidentschaftskanzlei sowie auch an Landhäusern auf Halbmast gesetzt. In einer Pressekonferenz wurde dann über die weiteren Schritte informiert. Voraussichtlich Ende August wird ihr Nachfolger in einer Nationalratssondersitzung gewählt, teilte der Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (ÖVP) dort mit. Morgen, Montagnachmittag, findet eine Sonderpräsidiale statt, um weitere Details zu klären. Bis zur Wahl des Nachfolgers führen Kopf und der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) die Amtsgeschäfte.
Der im Amt verstorbenen Nationalratspräsidentin steht ein Staatsbegräbnis zu, wobei der Staatsakt und das Begräbnis nicht vor Ende kommender Woche stattfinden dürften. Davor soll die Verstorbene in der Säulenhalle des Parlaments aufgebahrt werden, damit die Bevölkerung Abschied nehmen kann. Am Dienstag in der Früh wird im Parlament das Kondolenzbuch aufliegen, in das sich als erster Bundespräsident Fischer einträgt. Es wurde auch ein elektronisches Kondolenzbuch eingerichtet, es ist über die Parlamentshomepage abzurufen (http://www.parlament.gv.at).
Prammer stammte aus dem Hausruckviertel, aus Ottnang, und lernte durch ihren Vater früh die Kommunalpolitik kennen. Nach dem Soziologie-Studium war sie als Frauenreferentin im Arbeitsmarktservice tätig und machte 1991 den ersten größeren Schritt in die Politik, als sie oberösterreichische Landtagsabgeordnete wurde. Landesrätin für Wohnbau und Naturschutz sowie die erste Frau in der oberösterreichischen Landesregierung waren weitere Stationen. Vom damaligen Bundeskanzler Viktor Klima (SPÖ) wurde Prammer 1997 als Frauenministerin in die Bundesregierung geholt. Nach der schwarz-blauen Wende blieb sie im Nationalrat, wurde Zweite Nationalratspräsidentin und erlangte schließlich das zweithöchste Amt im Staat, das sie fast acht Jahre lang bekleidet hat. Prammer starb am Samstag, dem 2. August, in ihrer Wohnung im Kreis ihrer Familie.
~ WEB http://www.spoe.at ~ APA200 2014-08-03/14:41