Gewaltiger Erdrutsch dürfte in Nepal bis zu 150 Tote gefordert haben
Kathmandu/Neu-Delhi (APA/AFPdpa) - Bei einem gewaltigen Erdrutsch im Nordosten Nepals sind ganze Dörfer verwüstet und höchstwahrscheinlich d...
Kathmandu/Neu-Delhi (APA/AFPdpa) - Bei einem gewaltigen Erdrutsch im Nordosten Nepals sind ganze Dörfer verwüstet und höchstwahrscheinlich dutzende Menschen getötet worden. Die Behörden sprachen von bis zu 150 Vermissten, wobei Rettungskräfte am Sonntag ausschlossen, dass unter den Erdmassen jemand überlebt haben könnte.
Weil Tonnen von Schlamm und Steinen den angrenzenden Sunkoshi-Fluss blockierten, bildete sich ein gefährlicher Wasserrückstau, der ganze Dörfer und auch den benachbarten indischen Bundesstaat Bihar bedrohte. Zehntausende Menschen befanden sich aus Furcht vor einer Flutwelle auf der Flucht.
Nach dem Unglück im Morgengrauen des vergangenen Samstag konnten die Rettungskräfte zunächst acht Leichen bergen. 34 Menschen wurden per Helikopter in Sicherheit gebracht, darunter 19 Schwerverletzte. Polizisten und Soldaten durchkämmten die Unglückszone nach Überlebenden, konnten aber keine finden.
„Mittlerweile wären die Menschen schon seit 24 Stunden unter dem Schlamm begraben“, sagte Yadav Prasad Koirala vom staatlichen Katastrophenschutz am Sonntag. „Wir haben keine Hoffnung, noch Überlebende zu finden.“ Auszugehen sei von einhundert bis 150 Vermissten. Lückenhafte Melderegister machten eine genaue Schätzung jedoch schwierig.
Ausgelöst wurde die Katastrophe im Bezirk Sindhupalchok von heftigem Monsun-Regen. Neben zahlreichen Häusern wurden auch zwei Wasserkraftwerke in dem Himalaya-Gebiet nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu überflutet. Durch gekappte Leitungen kam es außerdem zu Stromausfällen. Eine wichtige Landstraße nach Tibet versank auf drei Kilometern Länge im Wasser.
Der blockierte Fluss staute sich in der engen Schlucht zu einem 110 Meter tiefen See auf. Weil das Risiko bestand, dass sich die Wassermassen unkontrolliert flussabwärts ergießen könnten, wurde das Gebiet zur Krisenzone erklärt. Dörfer unterhalb der Unglücksstelle wurden evakuiert.
Katastrophenhelfer versuchten mit Hochdruckstrahlern, den bis zu 90 Meter hohen Damm nach und nach zu verkleinern, berichtete der lokale Sender Nepal Television. Am Vortag hatte die Armee drei Sprengungen durchgeführt, um Wasser abzulassen. Der Pegelstand gehe aber bisher kaum zurück, schrieb Kapil Dhital, der oberhalb des kilometerlangen Stausees festsaß, auf Twitter.
Im benachbarten indischen Bundesstaat Bihar, wo der Sunkoshi in den Kosi fließt, wurden 44.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Eine Flutwarnung wurde herausgegeben. Im Jahr 2008 waren dort bei Überschwemmungen Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Sollte der Damm nicht halten und sich das Wasser in den Sunkoshi bzw. Kosi ergießen, könnte dies das Leben von bis zu 425.000 Menschen gefährden.
In Indien hatte es am Mittwoch einen verheerenden Erdrutsch gegeben. Dort gehen die Behörden inzwischen von 160 Todesopfern aus, wobei bis Sonntag erst 92 Leichen aus Trümmern und Schlamm gezogen werden konnten. Der Katastrophenschutzleiter Alok Awasthi sagte AFP, die übrigen Vermissten seien höchstwahrscheinlich ebenfalls tot.
Nach tagelangem Regen im westindischen Staat Maharashtra hatte sich am Mittwochmorgen ein Berghang gelöst und das Dorf Malin größtenteils unter sich begraben. Katastrophenexperten und die Regionalregierung führen die Tragödie auf Abholzungen und Bauarbeiten auf den umliegenden Hügeln zurück.