Empörung über neuen israelischen Beschuss von UN-Schule - Zehn Tote
Gaza (APA/AFP/dpa) - Beim Beschuss einer UN-Schule im Süden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen g...
Gaza (APA/AFP/dpa) - Beim Beschuss einer UN-Schule im Süden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen getötet worden. Die israelische Armee bestätigte am Sonntag, auf ein Ziel nahe der Schule in Rafah geschossen zu haben. Der Angriff wurde international scharf verurteilt. Derweil begann Israel mit einem Teilabzug seiner Bodentruppen aus dem Gazastreifen.
Der seit Tagen vermisste israelische Soldat Hadar Goldin wurde indes für tot erklärt. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde Goldin beigesetzt. Der 23-jährige Leutnant wurde am vergangenen Freitag zunächst als entführt gemeldet. In der Nacht auf Sonntag erklärte ihn das Militär für tot, er soll anhand von DNA-Proben identifziert worden sein. Die genauen Umstände seines Todes sind jedoch unklar. Nach israelischen Angaben wurde er beim Kampf im Gazastreifen von einem Hamas-Kommando getötet.
Ziel des neuen Angriffs in Rafah seien drei „Terroristen“ der radikalen Palästinensergruppe Islamischer Jihad gewesen, die auf einem Motorrad nahe der Schule unterwegs gewesen seien, wie das israelische Militär am Abend mitteilte. Derzeit würden die Folgen des Angriffs untersucht. Bei dem Beschuss der Schule, in der rund 3.000 Flüchtlinge Schutz gesucht hatten, wurden laut palästinensischen Rettungskräften auch rund 30 Menschen verletzt.
Es war das dritte Mal binnen zehn Tagen, dass eine UN-Schule im Gazastreifen getroffen wurde. Am 24. Juli und 31. Juli wurden dabei in Beit Hanoun und Jabalija etwa 30 Palästinenser getötet.
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Angriff scharf. „Dies ist ein Skandal in moralischer Hinsicht und ein Verbrechen“, erklärte Ban. Der Beschuss der Schule stelle einen „erneuten flagranten Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht“ dar. „Dieser Wahnsinn muss aufhören“, forderte Ban. Israel und die Hamas müssten die Gewalt beenden und in Kairo über ein Friedensabkommen verhandeln.
Der Chef des UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, äußerte „Erschütterung und Unglauben“ über den wiederholten Beschuss von UN-Einrichtungen. Laut UNRWA haben in dem dichtbesiedelten Küstengebiet rund 220.000 Menschen Zuflucht in UN-Schulen gefunden. Der Vorfall in Rafah sei eine „weitere tragische und inakzeptable Erinnerung“ daran, dass es im Gazastreifen nirgendwo sicher sei, hieß es in einer Aussendung.
Die USA äußerten sich „bestürzt“ über den Angriff. Die Regierung in Washington rief Israel auf, „mehr“ zu tun, um zivile Opfer zu vermeiden, wie eine Sprecherin des Außenministeriums am Sonntag erklärte.
Auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy forderte einen „sofortigen Stopp“ des Blutvergießens. Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung, doch müsse dessen Durchsetzung „angemessen“ sein.
Der israelische Armeesprecher Peter Lerner bestätigte indes erstmals offiziell die Einleitung eines Teilabzugs. „Wir ziehen Truppenteile zurück, andere verändern ihre Position innerhalb des Gebiets, diese Operationen dauern derzeit an“. Zugleich kündigte er an, dass „schnelle Einsatzkommandos vor Ort bleiben werden, die bei Bedarf gegen die Hamas vorgehen können“.
Eigentlich hätten bereits am Wochenende Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe in Kairo stattfinden sollen. Nachdem die vorerst auf drei Tage vereinbarte Waffenruhe aber bereits nach 90 Minuten scheiterte, hatte Israel angekündigt, unter keinen Umständen Unterhändler nach Kairo zu entsenden, da die Hamas sich an Abmachungen nicht halte. Die Palästinenser ihrerseits reisten nach Ägypten und stellten am Sonntagabend Bedingungen für einen Waffenstillstand. Diese Bedingungen sollten nun von den ägyptischen Vermittlern an Israel weitergeleitet werden, sagte ein palästinensischer Vertreter am Abend in Kairo. Zu dem Forderungskatalog gehörten neben einer Waffenruhe selbst der Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, das Ende der Besatzung des Gebiets, die Freilassung palästinensischer Gefangener sowie die Öffnung der Grenzübergänge, sagte Maher al-Taher von der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas.
Die israelischen Streitkräfte waren am 17. Juli erstmals seit 2009 mit Bodentruppen in den von der islamistischen Hamas kontrollierten Gazastreifen eingerückt. Ziel der Militäroffensive ist es, den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen nachhaltig zu unterbinden und die für Attacken und Entführungen auf israelischem Gebiet gebauten Tunnel zu zerstören. Im Zuge des Einsatzes wurden seit dem 8. Juli fast 1800 Palästinenser getötet, meist Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten.