Europäischer Kardiologenkongress: Wein schützt nicht vor Verkalkung

Barcelona/Wien (APA) - Regelmäßiger, moderater Konsum von Rot- oder Weißwein führt nach sechs und zwölf Monaten zu keiner Verbesserung des A...

Barcelona/Wien (APA) - Regelmäßiger, moderater Konsum von Rot- oder Weißwein führt nach sechs und zwölf Monaten zu keiner Verbesserung des Atherosklerose-Risikos. Das ist das Ergebnis einer tschechischen Studie, die jetzt beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC; bis 3. September) mit 25.000 Teilnehmern in Barcelona präsentiert worden ist.

„In dieser prospektiven, randomisierten Studie (direkte Beobachtung von per Zufall zu verschiedenen Gruppen zugeteilten Probanden; Anm.) fanden wir keinen klinisch signifikanten Einfluss von moderatem Rot- oder Weißweinkonsum auf Parameter wie Blutfettwerte, C-reaktives Protein (Entzündungsmarker; Anm.), Nüchtern-Glukose (Blutzucker; Anm.) oder andere Marker für das Arteriosklerose-Risiko oder Leberwerte“, fassten die Studienautoren ihre Ergebnisse zusammen. „Wir konnten auch die Hypothese nicht bestätigen, die sich vorwiegend aus retrospektiven Studien ableitet, dass Weinkonsum den HDL-Spiegel erhöhen würde.“

„Seit den 1990er-Jahren waren immer wieder Untersuchungen vorgelegt worden, die auf einen Herz-protektiven Effekt von moderatem Weinkonsum hinwiesen.“ kommentierte der Wiener Spezialist Franz Weidinger (KH Rudolfstiftung, Wien), Präsident der Österreichischen Kardiologengesellschaft. „Die Ergebnisse dieser neuen Weinstudie scheinen doch im Gegensatz zum bisherigen Trend zu stehen. Das wird sicher nicht die letzte Untersuchung zu diesem kontroversen Thema sein. Aber auch die vorangegangenen Studien, die von einer Kardio-Protektiven Wirkung niedriger Alkoholmengen sprachen, sollten nicht als Anregung zu einem hohen Alkoholkonsum missverstanden werden.“

Die Forscher der Universitäten Olmütz und Prag sind in ihrer Studie den Effekten von Weiß- und Rotweinkonsum auf Atherosklerose-Risikofaktoren nachgegangen. 146 Studienteilnehmer mit leichtem bis mittlerem Atherosklerose-Risiko tranken ein Jahr lang regelmäßig Pinot Noir oder Chardonnay-Pinot - Frauen täglich 0,2 Liter, Männer 0,3 Liter, fünfmal in der Woche. Die Messpunkte waren die Werte des „günstigen“ HDL-Cholesterin, sekundärer Endpunkt andere Arteriosklerose-Marker wie LDL-Cholesterin, C-reaktives Protein und Messgrößen für oxidativen Stress.

Bei keinem der Marker ergaben sich jedenfalls signifikante Änderungen nach sechs oder zwölf Monaten. In den vergangenen Jahrzehnten hatte vor allem die sogenannte Rotwein-Hypothese immer wieder für Aufsehen gesorgt. Trotz eines ehemals erheblichen Raucheranteils in der französischen Bevölkerung waren dort geringere Herzinfarktraten aufgefallen. Man hatte das auf den Rotweinkonsum zurückgeführt.