Hänge drohen abzurutschen
Nach dem Tod eines Feuerwehrmanns bei einem Murenabgang in Südtirol sitzt der Schock tief. Auch in Nordtirol steigt die Gefahr von Hangrutschungen und Muren.
Von Katharina Zierl
Innsbruck, Bozen –„Die Gedanken sind in erster Linie bei den Angehörigen“, sagte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher am Montag. Gemeinsam mit der Spitze des Zivilschutzes habe er der Frau und den drei kleinen Kindern des verstorbenen Feuerwehrkommandanten bereits einen Besuch abgestattet und sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht.
Bei Unwettern war der Mann am Sonntagabend im Gemeindegebiet von Atzwang nördlich von Bozen bei einem Murenabgang ums Leben gekommen. Nach heftigen Niederschlägen war eine Mure auf die Brennerstaatsstraße niedergegangen. Als der Mann die Lage erkunden wollte, wurde er von Wasser- und Schlammmassen mitgerissen.
Zivilschutzchef Hanspeter Staffler erklärte, dass das Gewitter in dieser Intensität nicht vorhersehbar gewesen sei. Es habe bis zu 70 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter in knapp zwei Stunden gegeben. Die Brennerstaatsstraße wurde in diesem Bereich mit rund 5000 Kubikmetern Geröll rund vier Meter hoch verlegt. Die Aufräumarbeiten würden drei Tage dauern, hieß es gestern.
Die anhaltenden starken Regenfälle der vergangenen Tage bleiben auch in Nordtirol nicht ohne Folgen. „Die Hänge sind wassergesättigt. Wenn es in den kommenden Tagen noch einmal zu starkem Dauerregen kommt, ist die Gefahr von Rutschungen groß“, beurteilt der Landesgeologe Gunther Heißel die derzeitige Lage.
Grund zur Panik bestehe aber noch nicht, sagt Heißel: „Natürlich kann nach den großen Niederschlagsmengen immer etwas passieren. Aber noch ist die Situation nicht wirklich kritisch.“ Optimal wäre zur Beruhigung, wenn es in den nächsten Tagen überhaupt nicht regnen würde. „Leider schaut es nach derzeitigem Stand nicht danach aus. Es bleibt laut Wetterprognosen auch weiterhin unbeständig“, betont der Landesgeologe.
Insgesamt sei die Gefahr von Hangrutschungen derzeit größer als die von Murenabgängen, erklärt Heißel: „Muren gehen häufig in Zusammenhang mit Unwettern ab. Zu Hangrutschungen kommt es meist nach Perioden mit einer hohen Niederschlagsmenge, weil die Hänge mit Wasser vollgesaugt sind.“
Ein Felssturz sorgte indes am Sonntag im Ötztal für eine gefährliche Situation. Auf der Ötztalstraße fiel gegen acht Uhr abends ein rund zwei Kubikmeter großer Felsen auf die Straße und zerbrach in drei Teile. Die Ötztalstraße war nur einseitig befahrbar. Die Felsbrocken wurden mit einem Radlader von der Fahrbahn entfernt. Gegen zehn Uhr abends konnte die Straße wieder freigegeben werden. Verletzt wurde niemand.