Essl-Sammlung - Hans Peter Haselsteiner: Baulöwe mit Herz für Kunst

Wien/Klosterneuburg (APA) - Medien sehen ihn im Olymp der privaten Kunstsammler angekommen: Hans Peter Haselsteiner, der mit dem Kauf der Sa...

Wien/Klosterneuburg (APA) - Medien sehen ihn im Olymp der privaten Kunstsammler angekommen: Hans Peter Haselsteiner, der mit dem Kauf der Sammlung Essl am Dienstag als großer Retter in Erscheinung trat. Die davor drohende Zerschlagung der Sammlung bezeichnete der Industrielle in der „Kleinen Zeitung“ als „größtmögliche Katastrophe“, man müsse „nicht immer ein Geschäft machen“, untermauerte er sein Engagement in der „Presse“.

Der 70-jährige langjährige Strabag-Chef, der das firmeneigene Kunstforum inklusive Sammlung und Art Award ins Leben rief sowie mit dem LIF und den NEOS auch auf dem politischen Parkett zu Gast war und ist, schlägt sich mit seinem Investment auf die Seite der Künstler: So sei es „auch ein Geschäft, wenn eine bestehende Sammlung nicht entwertet wird“, sagte er der „Presse“ und nannte zwei Motive, sich mit 60 Prozent an der „SE-Sammlung Essl GmbH“ beteiligt zu haben: „Drei Dutzend lebende Künstler, die ich zum Teil auch kenne, hätten im Fall einer Zerschlagung schwere Zeiten gehabt.“ Weiters glaube er an den „Wert der Kunst an sich und daran, dass diese Sammlung eine werthaltige ist“. Nicht alle Banken hätten jedoch Interesse gehabt, „dieses Lebenswerk zusammenzuhalten“, sagte er zur „Kleinen Zeitung“.

Mit der Sammlung, die nun für mehr als insgesamt 100 Mio. Euro gekauft wurde, weitet Haselsteiner sein ohnehin umfassendes Engagement für die Kunst nun erneut aus. So ist der gebürtige Tiroler und Wahl-Kärntner Hauptsponsor und Festspielpräsident in Erl, wo er 2012 bei der Eröffnung des neuen Festspielhauses sagte: „Es ist die Pflicht von Wohlhabenden, einen angemessenen Teil des Reichtums über die Steuern hinaus an die Allgemeinheit zurückzugeben.“ Zugleich sei es aber „schändlich von der öffentlichen Hand, dies als Argument zu nutzten, um sich aus der Finanzierung von Projekten zurückzuziehen“. 36 Millionen Euro kostete die neue Kulturstätte, 20 Millionen davon finanzierte Haselsteiner selbst, der Rest kam von der Politik.

Bereits 2004 entstand die öffentlich zugängliche Privatsammlung Gironcoli-Kristall als Dauerpräsentation mit neun Polyesterplastiken im Strabag-Haus. Das Kunstforum gründete Haselsteiner bereits Anfang der 1990er Jahre, die Sammlung umfasst mittlerweile über 2.500 Werke zeitgenössischer Malerei und Grafik. Nach langjähriger Förderung österreichischer Kunst wurden seit 2009 die Kunstaktivitäten des größten östererreichischen Baukonzerns Strabag auf „wichtige Kernmärkte und Konzernstandorte“ ausgeweitet. Jährlich wird auch der Kunstförderungspreis „Strabag Art Award“ für Künstler bis 40 Jahre aus vier Ländern im Bereich Malerei und Grafik vergeben, womit auch Ankäufe und Einzelausstellungen in der Strabag Artlounge verbunden sind.

Haselsteiner wurde am 1. Februar 1944 in Wörgl (Tirol) als Sohn einer Lehrerin geboren. Nach der Matura folgte ein Studium der Handelswissenschaften, als Steuerberater kam er 1972 an die Kärntner Baufirma Isola & Lerchbaumer, wo er die Tochter des Hauses, Ulrike, heiratete und nach dem Tod seines Schwiegervaters die Firmenleitung übernahm.

Seinen ersten Ausflug in die Profipolitik unternahm der Bau-Tycoon zwischen 1994 und 2000. Damals stellte er alle seine operativen Funktionen im Strabag-Konzern zur Verfügung und zog für das LIF in den Nationalrat ein. Neben dem Amt des stellvertretenden Klubobmanns der LIF-Gründerin und damaligen Parteichefin Heide Schmidt war der Mandatar zudem Finanzsprecher der Partei und fungierte im Winter 1999/2000 als „Sanierungsexperte“ des damals auch finanziell angeschlagenen LIF.

An die Politik streifte Haselsteiner erneut Anfang 2008 an, als er Berater der SPÖ Kärnten für die Bereiche „Arbeit, Einkommen, Wirtschaft und Tourismus“ wurde. Vor der Wahl 2006 begrüßte er das Bündnis der Liberalen mit der SPÖ, danach gab er sogar eine Wahlempfehlung für die Sozialdemokraten ab. Bei der Nationalratswahl 2008, bei der das LIF erneut erfolglos kandidierte, war er als Financier des Wahlkampfs und als Vorsitzender des Unterstützungskomitees für Spitzenkandidatin Schmidt beteiligt.

Haselsteiner sorgte im Wahlkampf für die Wahlplattform aus NEOS und LIF, die er mit insgesamt rund 695.000 Euro finanzierte, nicht nur für finanzielle Unterstützung, sondern auch für mediale Aufmerksamkeit. Nach dem Einzug der NEOS in den Nationalrat schickte ihn die Partei in den ORF-Stiftungsrat, wo er sich für die Entpolitisierung des ORF einsetzen will.

In der Wirtschaft hat sich Haselsteiner als Persönlichkeit in der internationalen Bau- und Immobilienbranche profiliert - über 40 Jahre lang hat er bei der Strabag die Richtung vorgegeben. Im Juni 2013 räumte Haselsteiner den Sessel als Vorstandsvorsitzender und trat diese Funktion an seinen langjährigen Stellvertreter Thomas Birtel ab. Der ehemalige Konzernchef steht dem Führungsgremium des Bauriesen noch bis Ende 2015 als „Generalbevollmächtigter“ beratend zur Seite.

In seiner Zeit als Strabag-Chef und parallel zu seinen Ausflügen in die Politik engagierte sich Haselsteiner auch in einigen anderen Unternehmen: So brachte der Bauindustrielle die mehrheitlich private Westbahn auf Schiene, die im Dezember 2011 ihren Betrieb aufnahm und ab 2015 Gewinne schreiben soll. Weiters hat sich Haselsteiner am börsennotierten Immobilienentwickler conwert beteiligt. Die Haselsteiner-Privatstiftung ist mit einem Anteil von knapp unter 25 Prozent der größte Aktionär des Wohnimmobilienunternehmens. Im Mai 2013 stieg der Baulöwe in das Immobilienimperium Signa des Tiroler Investors Rene Benko ein. Seine Familien-Privatstiftung erwarb 5 Prozent an der Signa Prime AG, die mehrheitlich im Eigentum der Signa Holding steht.

Haselsteiner zeigt auch soziales Engagement - er ist Vorstandsvorsitzender der Hilfsorganisation Concordia, die 1992 vom Jesuitenpater Georg Sporschill gegründet wurde und Tausende Kinder und alte Menschen in Moldau, Rumänien und Bulgarien betreut. Haselsteiner gilt als einer der reichsten Männer des Landes.

(B I L D A V I S O - Bilder von Hans Peter Haselsteiner sind im AOM abrufbar.)

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