Tiroler Gesichter für die Nachwelt in Szene gesetzt
Der Seefelder Fotograf Albert Bloch porträtiert Menschen aus Tirol, um nachfolgenden Generationen Zeugnisse unserer Zeit zu hinterlassen.
Von Denise Daum
Seefeld –Wäre es nicht spannend, heute Fotografien unserer Vorfahren aus der Zeit Andreas Hofers zu haben, um zu sehen, wie sie lebten und wohnten? Dieser Gedanke veranlasste den Seefelder Fotografen und Texter Albert Bloch zu seinem aktuellen Projekt „100 Porträts aus Tirol“. Er möchte heute eine Galerie der Tiroler Bevölkerung der Jahre 2013/2014 schaffen, um Nachfahren in 200 Jahren ein Bild aus unserer Zeit zu hinterlassen. Die heutige Technik macht’s möglich.
„Mein Anliegen ist es, ein Bild Tirols anhand der Menschen, die hier leben und arbeiten, zu zeichnen. Dazu habe ich die Tiroler Bevölkerung in Berufsgruppen eingeteilt. Diesen habe ich Menschen zugeordnet, die ich als repräsentativ für ihren Berufsstand erachte“, erklärt Bloch. Auf die Personen, die er fotografiert, kommt er durch Bekannte, Recherche im Internet oder einfach durch Zufall. Zunächst schickt er den Auserwählten eine E-Mail mit Informationen zu seinem Projekt, dem ein persönlicher Anruf folgt. „Dann merken die Leute, dass ich kein totaler Spinner bin und ich bekomme überraschend wenige Abfuhren“, erzählt Bloch.
Das Shooting selbst dauert meist nicht länger als eine Stunde. „Die Leute brauchen schon eine gewisse Führung, das krampfhafte Lächeln stelle ich sofort ab. Bei mir muss niemand lachen. Die Menschen dürfen so stehen und dreinschauen, wie sie es nun mal tun“, betont Bloch. Bei den Bildern geht es ihm nicht darum, dass möglichst viele Dinge zu sehen sind, sondern möglichst inhaltsaufgeladene Details. Wo, in welchem Umfeld und wie die Menschen wohnen und arbeiten, interessiert den Seefelder. Knapp die Hälfte der Porträts sind bereits entstanden.
Unter den Porträtierten sind durchaus auch bekannte Persönlichkeiten, wie Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Kabarettist Markus Koschuh oder der Franziskaner-Pater Rene Dorer, der als Bruder Rene durch seine Präsenz im Web Berühmtheit erlangte.
Zusätzlich zu den Porträts der Erwachsenen fotografiert Bloch noch 20 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren in deren Jugendzimmern. „Es klingt unglaublich, aber zwischen einem Jugendzimmer in Seefeld und einem in Flaurling liegen Welten“, sagt Bloch. Neben dieser Erkenntnis gelangte er bei der Arbeit mit den Jugendlichen noch zu einer anderen. „Schmerzlich musste ich feststellen, dass ich nicht mehr jugendlich bin“, lacht der Fotograf. „Trotzdem bringen mir die jungen Leute sehr viel Vertrauen entgegen.“
Verdienen tut Bloch mit diesem Projekt nichts. „Das ist Leidenschaft.“