Zarte Bande wurden geknüpft: Schunkeln mit Warpaint in der Arena
Wien (APA) - Mit der Tür ins Haus zu fallen ist nicht zwangsläufig die beste Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu generieren. Wer wie Warpaint ...
Wien (APA) - Mit der Tür ins Haus zu fallen ist nicht zwangsläufig die beste Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu generieren. Wer wie Warpaint zwischen Indie-Rock und Dreampop verortet ist, hätte durchaus das Werkzeug, um einen großen, knalligen Auftritt zu inszenieren. Stattdessen begnügte sich das Frauenquartett am Donnerstag in der Arena mit einem zurückhaltenden Start und setzte auf das Knüpfen zarter Bande.
Schließlich soll sich so eine Beziehung zwischen Band und Publikum auf natürliche Weise entwickeln können. Dementsprechend war der Name des Eröffnungsstück „Keep It Healthy“ Programm und ließ der Fanliebe in jedem Fall Luft nach oben. Vom im Frühjahr veröffentlichten, selbstbetitelten Zweitwerk stammend, entwickelte sich die Nummer langsam um ein live enorm druckvoll dargebotenes Rhythmusfundament, dem die Sängerinnen Emily Kokal und Theresa Wayman harmonischen Glanz verpassten.
Ein Rezept, das in der Folge weiter ausgereizt und verfeinert wurde. Eine Spur Vertracktheit kam etwa bei „Composure“ hinzu, während ein früh gesetzter Hit des ersten Albums, „The Fool“, das Stimmungsbarometer auf zwischenzeitliche Höchststände katapultierte: „Undertow“ hatte im Vergleich zum Reste eine Spur weniger Melancholie zu bieten, schlurfte mit verschlepptem Beat und lässigem Melodiebogen gar in Richtung Slackertum, bevor die Vermählung aus Refrain und gekonnt hinausgezögertem Finale gänzlich glücklich stimmte.
Was nicht nur hier auffiel: Bassistin Jenny Lee Lindberg und Schlagzeugerin Stella Mozgawa waren an diesem Abend mehr als nur optisch in der Mitte angesiedelt, sondern bildeten auch musikalisch das Gravitationszentrum, um das Kokal und Wayman mal Gitarrenlicks, dann wieder Keyboardflächen schnürten. Sukzessive schienen sich die Vier an die Arena, an den Sound und ihr Publikum zu gewöhnen, sich damit anzufreunden und gingen mehr und mehr aus sich heraus, was etwa in einem mächtigen, überlangen „Beetles“ mündete.
Der Schunkelfaktor war zu diesem Zeitpunkt schon gefährlich gestiegen, teils waren unter den Anwesenden sogar Bewegungen zu erkennen, die man als tänzerisch beschreiben hätte können. Dem schoben Warpaint mit dem ruhigen „Billie Holiday“ kurzfristig einen Riegel vor: Stimmen, Stimmen, Stimmen galt es zu bewundern, sich mit geschlossenen Augen in der Harmonie zu suhlen. Aber dann doch, ein Endspurt mit Ecken und Kanten. Dem neuen Stück „No Way Out“, tief im Disco verwurzelt, folgte mit „Elephants“ das wohl eingängigste Werk der vier jungen Damen, das den Hörer zunächst freundlich an der Hand führte, um ihn schlussendlich heftig herumzuwirbeln.
Die eineinhalb Stunden-Marke war noch nicht erreicht, als Mozgawa zum finalen Drum-Gewitter ansetzte und die spärlich ausgeleuchtet Bühne nochmals in bunte Farben getaucht wurde. Ein paar gut platzierte „Dankeschön“ und ein, zwei Songankündigungen waren alles, was man abseits der Musik von Warpaint erhielt. Und mehr war auch nicht nötig, um das Wien-Debüt der US-Amerikanerinnen zu einem gelungenen, weil aufs Wesentliche reduzierten Auftritt zu machen.
(S E R V I C E - http://warpaintwarpaint.com)