In Klöstern bleibt der Nachwuchs aus
Innsbruck – Immer weniger junge Menschen entscheiden sich dafür, ins Kloster zu gehen. Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Maria Luise E...
Innsbruck –Immer weniger junge Menschen entscheiden sich dafür, ins Kloster zu gehen. Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Maria Luise Eberharter von den Tertiarschwestern in Hall, derzeit Vorsitzende der Frauenorden in Tirol, erklärt, sie könne selbst keine genauen Gründe für den mangelnden Andrang an Ordensschwestern angeben. „Insgesamt ist diese Entwicklung aber europaweit zu beobachten. Es hängt wohl stark damit zusammen, dass sich die Gesellschaftsstruktur verändert hat“, sagt Eberharter. Früher seien die Zeiten anders gewesen, betont die Vorsitzende der Frauenorden: „Frauen hatten nicht die Möglichkeit, sich in irgendeiner Form sozial einzubinden.“
Sie selbst habe damals den Wunsch verspürt, sich in der Kirche zu engagieren, erzählt Eberharter: „Es gab damals sonst keine Gelegenheit, gewisse Vorstellungen in die Tat umzusetzen.“ Heute könnten sich Frauen überall einbringen, sagt die Ordensschwester. Eberharter weist darauf hin, dass Orden dennoch nach wie vor Bedeutung hätten: „Es ist so, dass viele Werke von den Orden aufgebaut wurden – etwa die Krankenhäuser und die Pflege. Das wurde erst nach und nach vom Staat übernommen.“
An der Sinnhaftigkeit der Orden zu zweifeln, sei laut der Schwester der falsche Weg: „Wir haben ja auch eine gewisse Verpflichtung den Schwestern gegenüber, die so viele Jahre bei uns sind. Nächstes Jahr ist das Jahr der Orden. Vielleicht tut sich etwas“, hofft Eberharter.
Auch bei den Männerorden gibt es wenig Nachwuchs. „Unsere Ordensprovinz umfasst ca. 130 Mitglieder in etwa 20 Konventen, einige sind auch auf Einzelposten bzw. im Ausland. Die Eintritte haben ab dem Jahr 2000 kontinuierlich abgenommen“, erklärt der Provinzial der Franziskaner, Oliver Ruggenthaler. „In den Tiroler Klöstern Lienz, Schwaz, Hall, Innsbruck und Telfs sind noch 26 Brüder stationiert“, sagt Ruggenthaler. Im laufenden Jahr habe es bislang keine Neuaufnahmen (Novizen) gegeben, am 13. September dieses Jahres komme es wieder zu zwei „Einkleidungen“, wie es im Orden heißt.
In Tirol seien nach Reutte vorerst keine weiteren Klosterschließungen geplant, „wohl aber in anderen Gebieten der Ordensprovinz“, erklärt der Pater. Das Durchschnittsalter der Mitbrüder liege bei etwa 61 Jahren. „Gegen den Nachwuchsmangel gibt es sicherlich kein Patentrezept. Wichtig ist ein authentisches Leben als Gemeinschaft. Wir versuchen aber auch, jungen Menschen durch spezielle Angebote in der Jugend- und Berufungspastoral neu zu begegnen“, betont der Provinzial.
Diesen Herbst würden vier jüngere Brüder ein Projekt starten, das sich vor allem der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen widme. „Wenn wir Neues wagen, müssen wir im Gegenzug Bisheriges loslassen, etwa das Kloster Reutte“, sagt Ruggenthaler. (kaz, cm)