Italiens Privatbahn NTV plant Kapitalerhöhung und Umstrukturierung
Rom (APA) - Nur zwei Jahre nach ihrem groß gefeierten Start strauchelt Italiens erste private Bahngesellschaft, einziger Konkurrent der Staa...
Rom (APA) - Nur zwei Jahre nach ihrem groß gefeierten Start strauchelt Italiens erste private Bahngesellschaft, einziger Konkurrent der Staatsbahnen FS. NTV, die sich als erste komplett private europäische Eisenbahngesellschaft im Hochgeschwindigkeitsbereich bezeichnet, plant jetzt eine Kapitalaufstockung zur Stärkung der Kapitaldecke.
Der Konzern hat den Finanzberater Lazard beauftragt, einen Umstrukturierungsplan zu entwerfen, berichtet die Mailänder Wirtschaftszeitung „Sole 24 Ore“ am Freitag. Eine Hauptrolle soll dabei der UniCredit-Konkurrent Intesa Sanpaolo spielen, der mit einem 20-prozentigen Anteil zu den Hauptaktionären von NTV zählt und bei dem der Bahnkonzern mit 668 Mio. Euro verschuldet ist.
In drei Jahren hat NTV Verluste von 190 Mio. Euro angesammelt und das Jahr 2014 läuft nicht besser, obwohl sich der Umsatz auf 239 Mio. Euro 2013 mehr als verdoppelt hat. NTV konnte zwar die Zahl seiner Kunden 2013 gegenüber dem Vorjahr auf 6,2 Millionen Passagiere verdreifachen, die Gesamtverschuldung ist jedoch auf 781 Mio. Euro gestiegen.
NTV, die mit roten „Italo“-Zügen auf der Nord-Süd-Achse zwischen Mailand und Neapel flitzt, ist der Preispolitik des Konkurrenten FS zum Opfer gefallen, der günstige Angebote an Bord seiner Hochgeschwindigkeitszüge „Frecciarossa“ anbietet. Um die Verluste einzudämmen, will NTV unter der Führung von Ferrari-Boss Luca Cordero di Montezemolo laut Medienberichten 300 der 1.000 Jobs streichen.
1,1 Mrd. Euro hat die Bahngesellschaft in ihren Start investiert, 620 Mio. Euro wurden für die Züge ausgegeben, die wegen ihrer roten Farbe gern als „Ferrari auf Schienen“ bezeichnet werden. An NTV sind auch der Schuh- und Handtaschenunternehmer Diego Della Valle, Besitzer des an der Mailänder Börse notierten Tod‘s-Konzerns, sowie Generali und die französische Staatsbahn SNCF beteiligt. SNCF ist in Österreich mit 28 Prozent an der Westbahn beteiligt.