Innenpolitik

Der „Tote Krieger“ hat ausgedient

Historiker schlagen vor, die Gedenkstätte der Republik neu zu errichten. Kosten und Finanzierung sind offen.

Von Wolfgang Sablatnig

Wien –Wem gedenken? Und vor allem wie? Diese Fragen stellen sich im Österreichischen Heldendenkmal im äußeren Burgtor an der Wiener Ringstraße. Die Gedenkstätte wurde 1934 in der Zeit des autoritären Standestaates eingerichtet, sie ist belastet durch die Nazi-Sympathien des Bildhauers, der seine politische Einstellung mit einer geheimen Schrift der Nachwelt überlieferte, sie ist in Frage gestellt durch Totenbücher, in denen mindestens ein namentlich bekannter Kriegsverbrecher geehrt wurde.

An diesem Ort legen die Größen der Republik bei offiziellen Anlässen Kränze nieder. Bisher zumindest: Ein im Auftrag der Regierung tätiger Historikerbeirat hat gestern vorgeschlagen, in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues „Denkmal der Republik Österreich“ zu errichten und das Burgtor selbst in einen musealen „Gedächtnisort“ bzw. „Lernort“ umzuwandeln.

Für Heidemarie Uhl, die Vorsitzende des Beirats, könnten die Neugestaltung und das neue Denkmal einen zentralen Widerspruch der bisherigen Erinnerungskultur auflösen: „Wir haben bisher ein Gedenken an die zeit nach 1945. Aber der Ort erinnert an die Zeit vor 1945, von der sich die Republik abgrenzt.“ Die neue Gedenkstätte sollte auch nicht mehr nur toten Soldaten gewidmet sein, sondern allen Personen, die im Dienst der Republik ihr Leben gelassen haben, ob in Uniform oder in Zivil.

Die Gestaltung des neuen Republiksdenkmals und des „Gedächtnisortes“ sollte nach den Vorstellungen der Historiker Gegenstand von zwei Ausschreibungen werden. Diese Ausschreibungen sollten noch heuer starten. Und nächstes Jahr sollten Gedenkfeiern zumindest nicht mehr in der Krypta stattfinden.

Vor der Ausschreibung müssen allerdings noch der politische Wille der Regierung und die Finanzierung sichergestellt werden. Und Nachfragen der Tiroler Tageszeitung haben gestern ergeben, dass die Empfehlungen des Beirats bisher auf Regierungsebene nicht angekommen sind.

Aus dieser Tatsache nähren sich auch die Bedenken des Grünen-Abgeordneten Harald Walser, der wesentlich daran beteiligt war, die Nazi-Bezüge des Heldendenkmals aufzuzeigen. Er begrüße die Pläne, sagte er gestern zur TT. „Aber wenn wir mit der Umsetzung auf den St. Nimmerleinstag warten müssen, haben wir nichts davon.“

Freilich: Eine erste Reaktion auf die historische Belastung gab es bereits vor zwei Jahren. Kränze werden seither nicht mehr vor der Figur des „Toten Kriegers“ von Wilhelm Frass niedergelegt, sondern daneben, vor einer Tafel zum Gedenken an in Dienst und Einsatz gestorbene Soldaten des Bundesheeres.