Film und TV

„Das zerstört doch die Seele“

Der deutsch-französische Kultursender Arte schickte 16 Künstlerinnen und Künstler in Flüchtlingslager. Ihre Eindrücke schildern sie in einer bimedialen Serie.

Von Ivona Jelcic

Innsbruck –In den Hütten des Flüchtlingslagers Beldangi bei Damak in Nepal gibt es kein fließendes Wasser, keinen Strom, keine Heizung. Und was für die Menschen vermutlich noch schwerer wiegt: Es gibt kaum eine Perspektive. „Du sitzt hier nur unnütz rum. Tag für Tag. Das zerstört doch die Seele“, sagt der britische Fotojournalist Martin Middle­brook. Er ist auf Einladung des Kultursenders Arte nach Bel­dangi gekommen. Rund 30.000 Menschen sind hier untergebracht, es gibt sieben weitere solcher Camps in der Region. Mehr als 100.000 Nepalesen wurden Anfang der 1990er Jahre aus Bhutan vertrieben – der ethnische Konflikt ist mehr als zwanzig Jahre alt, aber auch nach 16 Verhandlungsrunden führte für die Menschen kein Weg zurück in die Heimat.

Es sind nicht allein die aktuellen Krisenherde, denen sich die Reportageserie „Refugees“ zuwendet. Sondern auch fast vergessene Konflikte, von denen ebenfalls fast vergessenes Flüchtlingsleid übrig blieb. Mehr als fünfzig Millionen Menschen, so viele wie noch nie zuvor, sind weltweit auf der Flucht. Waffengewalt, politische Umstürze, Hungersnöte, Naturkatastrophen, Glaubenskriege haben sie dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. In Europa, auch in Österreich, erstarrt man indes in Streitereien darüber, wer diese Menschen aufnehmen soll.

Man kann sich ausführliche Hintergrundinformationen bei Arte bereits online abholen, im Fernsehen startet die bimediale Serie „Refugees“ am kommenden Samstag. Jeweils vier Künstler aus unterschiedlichen Bereichen sind dafür in vier verschiedene Flüchtlingslager gereist: Im irakischen Kawergosk etwa waren Comic-Autor Reinhard Kleist, Schriftsteller Laurent Gaudé, der iranisch-französische Fotograf Reza und Regisseur Pierre Schoeller. Nepal besuchten neben Middlebrook auch Autorin Fatou Diome, Comic-Zeichner Nicolas Wild und Oscar-Preisträger Régis Wargnier („Indochine“), in dessen Film über Beldangi es am Ende doch einen Funken Hoffnung gibt: Nach Jahren im Lager ist Dan Bahadur über ein Resettlement-Programm mit den USA nach Amerika gereist. Und hat endlich aufgehört, die Minuten zu zählen und auf eine Gegenwart zu warten.