Haus der Musik: Sekundäre Äußerlichkeiten
Dem neuen Haus der Musik in Innsbruck werden starke innere Werte attestiert. Der Auftritt nach außen wird indes noch einer Überarbeitung unterzogen – mit offenem Ausgang.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Vor Gratulationen konnte sich Erich Strolz gestern kaum retten. Sein Entwurf wurde nicht nur von der Jury im Architektenwettbewerb zum Haus der Musik mit 12:0 Stimmen zum Sieger gekürt, sondern scheint auch den Geschmack der Geldgeber getroffen zu haben. Das Lob für den Entwurf aus dem Mund von LH Günther Platter, BM Christine Oppitz-Plörer, NR Karlheinz Töchterle und LR Beate Palfrader war bei der gestrigen Präsentation geradezu überschwänglich. Unter 126 Einreichungen hatte sich Strolz gegen internationale Architektur-Größen wie Dominique Perrault, Snøhetta und Coop Himmelb(l)au durchsetzen können.
Vom „starken Konzept“, das keine „plakative Gestaltung“ notwendig habe, zeigte sich Jury-Vorsitzender Ernst Beneder überzeugt. Mehr noch: Das Projekt sei juryintern nie auch nur ansatzweise in der Kritik gestanden. Vielmehr wusste die Strolz’sche Antwort auf das komplexe Anforderungsprofil hinsichtlich der Nutzung zu beeindrucken: „Es gibt kein Unterordnen, kein Übertrumpfen, sondern immer eine Antwort auf das Bestehende im Dialog.“ Die Gefahr einer Indifferenz des Gebäudes durch seine vielfältigen Nutzer und die drohende Wirkung „mit einer Art Mall-Charakter“, sagt Beneder, sei bei Strolz nicht eingetreten. Stattdessen dominieren im Inneren „klare Räume und eine klare Führung“.
Weit weniger klar erscheint indes, welchen Weg die Hülle, also die Fassade des Entwurfs einschlagen wird. Die gestern präsentierte Visualisierung werde jedenfalls „nicht 1:1“ umgesetzt werden, hieß es. Immerhin hat die Jury dem Architekten diesbezüglich eine Überarbeitung empfohlen, die TT berichtete. Selbige gelte es nun „in einer intensiven Auseinandersetzung mit den Nutzern“ zu entwickeln. Das Spektrum, so Beneder, reiche von „ganz zu bis ganz offen“.
Oppitz-Plörer etwa sieht keinen neuen Fassaden-Streit à la Kaufhaus Tyrol auf die Stadt zukommen. Beide Projekte seien nicht miteinander zu vergleichen. Oppitz-Plörer hält eine Fassaden-Diskussion in diesem Fall für „untergeordnet“. Zumal andere Faktoren beim Haus der Musik den Ausschlag für den Zuschlag gegeben hätten. Während gestern bei der Präsentation von einem noch zu gründenden „Projektbeirat“ die Rede war, welcher die Fassadenentwicklung begleiten werde, sagte Planungs-Stadtrat Gerhard Fritz auf TT-Anfrage, dass man mit „dem überarbeitenden Projekt wieder in den Gestaltungsbeirat“ gehen werde. Auch er verteidigte die Jury-Entscheidung: „Die Kritik an einem Teil der Fassadengestaltung hat nicht so schwer gewogen.“
Eher unwahrscheinlich dürfte eine Integration der beiden noch in den Stadtsälen hängenden Weiler-Fresken in das Haus der Musik werden. Möglich sei dies zwar, wie Strolz anmerkt, jedoch würden sie in seinen Augen „nicht ganz in das Projekt hineinpassen“. Eine Diskussion darüber stehe aber noch aus. Derweil ist man offenbar bereits auf der Suche nach Alternativstandorten.
Die Frage der Platzgestaltung rund um das Haus der Musik soll indes ein eigener Wettbewerb beantworten, hieß es gestern.