Wahlkampf in Rumänien 2 - Ein „Deutscher“ als Alternative
Bukarest/Sibiu (Hermannstadt) (APA) - An diesem Bruch war Pontas wichtigster Gegenkandidat bei den Präsidentschaftswahlen, der deutschstämmi...
Bukarest/Sibiu (Hermannstadt) (APA) - An diesem Bruch war Pontas wichtigster Gegenkandidat bei den Präsidentschaftswahlen, der deutschstämmige Liberalen-Chef und erfolgreiche Bürgermeister der zentralrumänischen Stadt Sibiu (Hermannstadt), Klaus Johannis, maßgeblich beteiligt. Als er innerhalb der USL-Koalition von den Liberalen als Innenminister und Vizepremier vorgeschlagen worden war, verweigerte Ponta seine Ernennung.
Ab 2000 war Johannis als Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) wiederholt zum Bürgermeister gewählt worden - die vierte Amtszeit läuft. Davor war er Physiklehrer und Schulinspektor. Dass die 140.000 Einwohner-Stadt 2007 europäische Kulturhauptstadt und einer der wichtigen Kultur-, Tourismus- und Wirtschaftsstandorte Rumäniens wurde, ist seiner realpolitischen Einstellung und den nachhaltig aufgebauten Verbindungen nach Westeuropa zu verdanken. Pontas Slogan „Stolz, Rumäne zu sein“ hält Johannis das „Rumänien der gut gemachten Arbeit“, „eine andere Art von Politik, weniger Show, weniger Lärm, und mehr Lösungen“ als Mentalitätswechsel entgegen.
Bereits 2009 war Johannis als Premier vorgeschlagen worden, wurde von Basescu jedoch zweimal abgelehnt. Der Vorwurf lautete, Johannis habe sein Image als wirtschaftlich geschickter „Saubermann“ von korrupten Gruppierungen missbrauchen lassen. Erst im Februar 2013 wechselte er offiziell in die Zentralpolitik: Infolge einer Ausnahmeregelung, die ihm erlaubte, auch ohne die sonst verpflichtende mehrjährige Parteimitgliedschaft Führungspositionen anzunehmen, wurde er sofort PNL-Vizepräsident und übernahm bald die Parteiführung. Es folgte die Zusammenführung mit den bürgerlichen Liberaldemokraten (PDL) mitsamt der „Bürgerkraft“ (PFC).
Seine für rumänische Politiker ungewohnt knappen, manchmal missverständlichen Antworten auf Interviewfragen werden Johannis von seinen politischen Gegnern genauso entgegen gehalten wie die Tatsache, dass er „kein echter Rumäne“ sei, dass er keine Kinder hat, dafür aber sechs Immobilien besitzt. Diese soll er angeblich mithilfe gefälschter Erbschaftsdokumente erworben haben, weswegen die Bewohner erfolglos mehrjährige Gerichtsverfahren gegen ihn führten. Außerdem wurden seitens der Integritätsbehörde (ANI) Anschuldigungen wegen amtlicher Unvereinbarkeiten laut - eines dieser Verfahren hat Johannis gewonnen, ein weiteres läuft.
Alle anderen Kandidaten bleiben deutlich unter der Zehn-Prozent-Marke. Der ehemalige liberale Premierminister Calin Popescu Tariceanu gründete die „Liberale Reformpartei“ und wird im ersten Wahlgang mit der Ex-Regionalministerin Elena Udrea um den dritten Platz kämpfen. Die unabhängige Ex-Justizministerin und seit 2009 als EU-Parlamentarierin im Antikorruptionskampf besonders aktive Monica Macovei findet besonders bei der intellektuellen Elite Zuspruch.
Zudem bewirbt sich der ehemalige Außen- und Verteidigungsminister Teodor Melescanu, der für die Kandidatur auf seine Funktion als Geheimdienstchef verzichtete, um das höchste Amt im Staat. Auch die zwei Parteien der ungarischen Minderheit schicken jeweils einen Vertreter in den Präsidentschaftswahlkampf. Die sonstigen Kandidaten bewegen sich zwischen weitgehender Anonymität und skurriler Allbekanntheit - letztere Kategorie ist vor allem durch den Medienmagnaten Dan Diaconescu und die Ultranationalisten Corneliu Vadim Tudor und Gheorghe Funar vertreten.