Schützenkette landete durch fatalen Fehler im Müll
Verzweiflung macht sich bei der Gilde Reutte breit: Die Schützenkette wurde fälschlicherweise entsorgt. 2000 Euro Finderlohn winken.
Von Simone Tschol
Reutte –Es ist ein echtes Schlamassel, in dem die Schützengilde Reutte gerade steckt. Ihre Schützenkette ist durch einen tragischen Fehler verschwunden. Die fieberhafte Suche nach dem Schmuckstück läuft – bislang jedoch ohne Erfolg.
Alle zwei Jahre gibt es innerhalb der Schützengilde Reutte einen Wettbewerb, bei dem der neue Schützenkönig ermittelt wird. Er darf das Schmuckstück anschließend wie einen Wanderpokal mit nach Hause nehmen und die Kette bei offiziellen Ausrückungen tragen. Damit nicht genug, bekommt der Schützenkönig eine eigene Münze, die an der Kette angebracht wird, um ihn darauf quasi zu verewigen.
Genau aus diesem Grund wurde die Kette in ein Reuttener Geschäft gebracht. Dort passierte dann das Missgeschick. Gemeinsam mit dem Sperrmüll des Unternehmens landete die Holzschachtel mitsamt der darin verwahrten Kette im Sperrmüllcontainer des Reuttener Wertstoffhofes. „Als der tragische Fehler bemerkt wurde, hatten wir zuerst noch Hoffnung, da der Sperrmüll zwischenzeitlich nicht entsorgt worden war. Wir haben den Container dann zweimal komplett durchsucht, aber ohne Erfolg. Die Kette ist weg“, erklärt Oberschützenmeister Markus Saalfrank den Umständen entsprechend deprimiert.
Für ihn ist klar, dass irgendjemand zwischenzeitlich die Schachtel im Müll gesehen und mitgenommen haben muss. Die Kette habe laut Saalfrank natürlich einen materiellen Wert. Viel schwerer wiege jedoch der Verlust des ideellen Wertes. „Die Kette geht über 100 Jahre zurück, wahrscheinlich sogar 120 Jahre“, erklärt der Vereinsobmann.
Während Saalfrank immer wieder das Internet durchstöbert und schaut, ob die Kette auf gewissen Portalen zum Verkauf angeboten wird, wurde im Talkessel von Reutte zusätzlich ein Flugblatt verteilt. Beträchtliche 2000 Euro sind als Finderlohn für die Kette ausgeschrieben. „Was sollen wir sonst tun? Uns sind ja die Hände gebunden. Die Kette lag im Müll und irgendwer hat sich gedacht, die nehme ich mit. Jetzt hoffen wir, dass der ehrliche Finder sie zurückbringt. Wir können nicht einmal die Polizei einschalten. Das ist ja keine Straftat“, meint Saalfrank desillusioniert.
Das sieht der Gesetzgeber anders. Denn: „Nicht alles, was in einem Müllcontainer landet, kann einfach mitgenommen werden“, erklärt Bertram Selb von der Polizei in Reutte.
Inzwischen hat Saalfrank Anzeige erstattet. Nun wird die Polizei Ermittlungen aufnehmen, um ein allfälliges Vorliegen einer Straftat zu überprüfen. Ermittelt werde in Richtung Diebstahl oder Unterschlagung.
Sollte die Kette nicht mehr auftauchen, gibt es laut Saalfrank nur noch eine Möglichkeit: „Es gibt jemanden, der alle Münzen abfotografiert hat. Man könnte sie nachmachen lassen. Die Kosten – und diese sind beträchtlich – müsste dann natürlich jene Firma tragen, die die Kette verschlampt hat.“