Gesellschaft

Dimension der Dämme überrascht

Die Bauarbeiten für den Hochwasserschutz laufen in Kössen auf Hochtouren. Mit den Grundeigentümern im Hagertal, die Retentionsflächen zur Verfügung stellen sollen, fand ein erstes Informationsgespräch statt.

Von Verena Hofer

Kössen, Kirchdorf –Seit einigen Monaten wird entlang der Großache in Kössen am Hochwasserschutz gearbeitet. In kürzester Zeit wurden Verhandlungen abgewickelt und das Projekt „Bauphase 3 neu“ auf Schiene gebracht. Dies störte jetzt jedoch einige Grundbesitzer.

Überrascht fühlten sich Grundstückseigentümer von der Höhe der Dämme. „Zuerst schreien wir alle, dass schnell gebaut werden muss und dann fühlen sich alle über den Tisch gezogen. Das ist eine Belastungsprobe“, erklärt Bürgermeister Stefan Mühlberger und ergänzt, dass Grundeigentümer mit der Einstellung der Bauarbeiten des 8,8-Millionen-Euro-Projekts drohten. Unverständlich für den Bürgermeister. Er hat sich andere Meinungen zu den Baumaßnahmen erwartet: „Eigentlich muss man sagen, gewaltig, ein Wahnsinn, was hier passiert.“

„Wenn du das nicht gewohnt bist, dann kannst du dir vier Meter über dem Grund nicht vorstellen“, schildert Martin Rottler, Leiter der Wasserwirtschaft beim Bezirksbauamt Kufstein. Experte Rottler führt die Kritik auf mangelnde Erfahrung bei der Umsetzung von Baumaßnahmen in der Natur zurück. Im bewilligten Plan sind alle Daten dargestellt. Beim Aufstellen des Holzgerüsts zeigten sich dann die wahren Dimensionen. Verändert werden die Pläne aber nicht. „Mit dem Ausbau sind wir einem 100-jährigen Hochwasser gewachsen“, sagt Rottler. Bei der Umsetzung des Schutzes liegt man derzeit im Zeitplan. „Das Wetter kommt uns entgegen“, sagt Rottler.

Dass die Meinungen unterschiedlich sind, zeigt sich auch bei einem anderen Teil der Bevölkerung. Diesen gehen die Projekte für den Hochwasserschutz wiederum viel zu langsam. Die Bürgerinitiative „Hochwasserschutz Kössen“ fordert zusätzlich die schnelle Umsetzung von Retentionsflächen im Hagertal. Ein Informationsabend für alle Grundstückseigentümer fand vor Kurzem in Kirchdorf statt. Organisiert hat diesen Michael Brunschmid, selbst Bauer und Betroffener im Hagertal. Angeregt wurde ein „agrarisches Verfahren“. Wenn eine überwiegende Mehrheit der Eigentümer zustimmt, dann wird das Agrarverfahren initiiert und anschließend ein Ausschuss gebildet. Dieser wird bei den Planungsarbeiten von Dämmen, Zufahrtswegen und Entschädigungszahlungen eingebunden. „Wir arbeiten nicht gegen, sondern mit dem Wasserbau“, erklärt Brunschmid die Ziele seiner Initiative. Ob sich die mehr als 70 Grundeigentümer einigen, ist unklar. Eine Entscheidung soll bis im Frühjahr 2015 getroffen werden. . „Ich glaub’ schon daran“, ist Brunschmid optimistisch. Ein Nachteil ist die daraus resultierende lange Verfahrensdauer. „Ein Riesenerfolg wäre ein Abschluss in fünf bis zehn Jahren“, erklärt Bürgermeister Mühlberger.

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