Polizei-Razzia bei Nazi-Rockern
Polizeibeamte haben Mittwochfrüh zeitglich zehn Hausdurchsuchungen bei einem Motorradclub in Tirol durchgeführt. Die Mitglieder der Gruppierung stehen im Verdacht der Wiederbetätigung.
Von Thomas Hörmann
Innsbruck – Neun Verdächtige, zehn Hausdurchsuchungen, Polizei-Großeinsatz: Ein Motorradklub im Großraum Innsbruck ist ins Visier von Staatsanwaltschaft und Staatspolizei geraten. Der Grund: Ermittlungen nach dem Verbotsgesetz – neun Mitglieder des Rockerklubs sollen unter anderem Lederjacken mit aufgenähten SS-Totenköpfen getragen haben.
Am Mittwochmorgen schlugen die Ermittler des Landesamtes für Verfassungsschutz (Staatspolizei; Anm.) zu: Mit Unterstützung des Landeskriminalamtes, der Cobra und zahlreicher uniformierter Kollegen durchsuchten die Beamten in Innsbruck und Umgebung das Klublokal und die Wohnungen von neun Verdächtigen. Die Überraschungsbesucher tauchten zeitgleich um sechs Uhr bei den Beschuldigten auf.
Die Beamten beschlagnahmten neben zahlreichen Datenträgern (Handys, Computer, Kameras) auch Schreckschusspistolen, verbotene Schlagringe und Teleskopschlagstöcke. Aber auch Vereinskutten mit SS-Symbolen, Nazi-Devotionalien und einschlägige Aufkleber konnten sichergestellt werden.
Die Verdächtigen – mehrheitlich ältere Herren um die 60 Jahre – waren laut Polizei größtenteils durchaus kooperativ. „Festnahmen wurden keine ausgesprochen“, sagt Hansjörg Mayr, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, auf Anfrage der TT. Der Strafrahmen für Verbrechen nach dem Verbotsgesetz liegt zwischen einem und zehn Jahren Haft. Für die neun Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.
Die weitere Vorgangsweise: „Jetzt werden die Datenträger ausgewertet und die Beschuldigten einvernommen“, erklärt Mayr.
Die Razzia war nur der Höhepunkt langwieriger Ermittlungen. Die Beamten des Landesamtes für Verfassungsschutz haben den seit Jahrzehnten bestehenden Rockerklub bereits seit Monaten im Visier.
Wie Staatsanwaltschaft und Polizei betonen, besteht zwischen der Razzia in Innsbruck und den Hausdurchsuchungen in Ostösterreich keinerlei Zusammenhang. Die Ermittlungen im Osten richteten sich gegen mutmaßliche Jihadisten.
Der Motorradverein ist bereits der zweite von insgesamt vier Tiroler Rockerklubs, der innerhalb von zwei Jahren ins Visier der Behörden geriet. Im Sommer 2012 nahmen Innsbrucker Polizeibeamte ein führendes Mitglied der Tirol-Filiale einer weltweit agierenden Organisation fest. Der Grund: Verdacht des Kokain-Handels – der Beschuldigte soll in zwei Jahren zwei Kilo Suchtgift verkauft oder auch verschenkt haben.
Der Mann wurde 2013 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.