Proteste

Polizei räumte letztes Lager der Demonstranten in Hongkong

Seit Ende September harrten die Demonstranten im Geschäftsviertel Causeway Bay aus. Die Aktivisten wurden festgenommen, die Barrikaden abgebaut.

Hongkong – Nach gut elf Wochen Demokratie-Protesten hat Hongkongs Polizei am Montag auch das letzte Lager der Aktivisten geräumt. Nur noch ein gutes Dutzend Demonstranten harrte im Geschäftsviertel Causeway Bay aus, als die Polizei ihre Barrikaden, Zelte und Transparente entfernte. Verwaltungschef Leung Chun Ying erklärte die „Episode illegaler Besetzungen“ für beendet.

„Wir kommen zurück“ und „Kämpft bis zum Ende“, rief die Gruppe bei ihrer Festnahme. Das Lager in Causeway Bay war das kleinste von drei Protestlagern, die Ende September von der Demokratiebewegung in der Innenstadt errichtet worden waren. Eine Putzkolonne räumte am Montag die letzten Überreste des Lagers fort. Die Polizei öffnete die umliegenden, seit Wochen gesperrten Straßen wieder für den Verkehr.

17 Demonstranten festgenommen

Das größte Lager im Viertel Admirality war schon am Donnerstag geräumt worden, wobei mehr als 200 Demonstranten festgenommen wurden. Am Montag waren es noch einmal 17 Demonstranten, die sich nicht gegen ihre Festnahme wehrten.

Die von Studierenden angeführte Demokratiebewegung fordert freie Wahlen in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die Zentralregierung in Peking will den Bürgern der früheren britischen Kolonie zwar 2017 erstmals erlauben, den Verwaltungschef zu wählen, zuvor aber selbst die Kandidaten bestimmen.

Bewegung verlor an Unterstützung

Zu Beginn der Proteste gab es breite Unterstützung, an manchen Tagen gingen Zehntausende auf die Straße, um vollständige Wahlfreiheit einzufordern. Doch sie erreichten keine Zugeständnisse seitens der Hongkonger Verwaltung und der Regierung der Volksrepublik China. In den vergangenen Wochen verlor die Bewegung zusehends an Rückhalt in der Bevölkerung. Viele Bürger waren verärgert über die Blockade wichtiger Verkehrsstraßen in der Innenstadt.

Verwaltungschef Leung sagte am Montag, es sei „beträchtlicher Schaden“ für den Tourismus und den Einzelhandel entstanden. Noch größer als die wirtschaftlichen Verluste sei jedoch „die Beschädigung des Rechtsstaats durch eine kleine Gruppe von Leuten“.

Die Bewegung hofft gleichwohl, in Peking und bei Hongkongs Verwaltungsspitze ein Bewusstsein für die Demokratiedefizite geschaffen zu haben. Die Aktivisten wollen ihren Kampf für freie Wahlen nun mit anderen Mitteln fortsetzen, etwa durch die Weigerung, Steuern zu zahlen. (APA/AFP)